Der Einsatz von Materialen aus nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Papier hat aufgrund des stetig steigenden Nachhaltigkeitsgedankens immer mehr zugenommen. Dabei bieten die sehr guten Eigenschaften von Papier und vor allem die Möglichkeit der individuellen Einstellung dieser Eigenschaften durch das Herstellverfahren oder eine Vielzahl von Additivierungen und Modifizierungen ein sehr breites Spektrum an möglichen Einsatzgebieten. Hierbei ist es für den effektiven Einsatz essenziell ein Verständnis für die veränderten intrinsischen Eigenschaften im Papier zu generieren und somit für Anwendungen zu optimieren. Bezogen auf den Flammschutz von Papier sollte deswegen zunächst der Einfluss von papierintrinsischen Eigenschaften auf das Brandverhalten grundlegend untersucht werden. Um dieses Zusammenspiel systematisch besser zu verstehen, wurde eine Matrix an Papieren mit graduell unterschiedlichen intrinsischen Eigenschaften erstellt und von diesen zunächst das Brandverhalten analysiert. Durch die Entwicklung einer geeigneten Videoanalysemethode konnten die Variationen in den Brandgeschwindigkeiten abgebildet werden. Als zentrales Ergebnis konnte festgestellt werden, dass eine steigende Kalandrierung zu einer steigenden Brandgeschwindigkeit führt, was der gängigen Ansicht über das Brandverhalten von verdichteten Materialien widerspricht. Um den Grund für dieses Verhalten zu definieren, wurden die Ergebnisse dieser Analyse mit den intrinsischen Eigenschaften korreliert und als zentrale Schlussfolgerung konnte der Einfluss der steigenden Wärmeleitfähigkeit vorgeschlagen werden. Die steigende Wärmeleitfähigkeit resultierte dabei aus einer Zunahme der Dichte und der spezifischen Wärmekapazität, welche sich aufgrund des Verschiebens der Verhältnisse von kristallinen und amorphen Anteilen durch das Kalandrieren erhöht. Anschließend wurde der Einfluss des Papiers auf den Flammschutz untersucht. Dabei wurde der Einfluss von Papieren, hergestellt aus gebleichten und ungebleichten Fasern, auf die Effektivität der Flammschutzmittel analysiert. Für den Flammschutz wurden bio-basierte Phosphatflammschutzmittel eingesetzt. Es konnte eine Korrelation zwischen Menge und Art der aufgebrachten Flammschutzmittel auf beiden Papieren und der Abnahme der Wärmefreisetzungsrate und Gesamtwärmefreisetzung beobachtet werden. Durch eine anschließende Untersuchung des Zersetzungsmechanismus konnte eine Hypothese zum Einfluss der Papiertypen aufgestellt werden. Festgestellt wurde eine schlechtere Effektivität der Flammschutzmittel auf den Papieren aus ungebleichten Fasern, was den Rückschluss ermöglichte, dass das verbleibende Lignin auf den ungebleichten Fasern den Flammschutzmechanismus der Phosphatgruppen hindert. Diese erhaltenen Ergebnisse sind für das Verständnis des Einflusses der intrinsischen Eigenschaften von Papieren auf das Brandverhalten und den Flammschutz von großer Bedeutung, da sie eine weitere Optimierung des Materials Papier in immer neuen Anwendungsgebieten ermöglichen.