Moderne und intakte Infrastrukturen sind Schlüssel zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften. In vielen Ländern bestehen aber gravierende Lücken im Infrastrukturangebot, nicht zuletzt aufgrund von Haushaltsengpässe. Daher hat die Bedeutung der Projektfinanzierung der öffentlichen Infrastruktur für Theorie und Praxis stark zugenommen. Zahlreiche gescheiterte Projekte zeigen, dass der Erfolg dieser Finanzierungsstruktur vor allem von einer realistischen Risikobewertung abhängt. Dafür müssen Projektrisiken in ihrer vollen Komplexität verstanden werden. Dazu gehört insbesondere das Risiko, dass Investoren und Kreditgeber Unsicherheiten in der Entscheidungssituation falsch wahrnehmen. Heuristiken und kognitive Verzerrungen können dazu führen, dass Entscheidungsträger Risiken und Chancen unter- und überbewerten. Ziel dieser Dissertation war es daher, den Gebrauch von unrealistischem Optimismus bei Investoren und Kreditgebern in der Infrastruktur-Projektfinanzierung zu verstehen, um Wege zu finden, die Risikobewertungen realistischer zu gestalten, die Ausgaben zu optimieren und zur Schließung der bestehenden Infrastruktur-Finanzlücke beizutragen. Um dies zu erreichen, wurden ein theoretisch kausales Modell des unrealistischen Optimismus individueller Entscheidungsträger und ein prädiktives Modell des unrealistischen Optimismus auf Unternehmensebene entwickelt und mit einer Umfrage unter 102 relevanten Entscheidungsträgern getestet. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass unrealistischer Optimismus die Risikobewertung bei der Finanzierung europäischer Infrastrukturprojekte beeinflusst. Unternehmensbezogene Faktoren, persönliche Faktoren und übermäßiges Selbstvertrauen beeinflussen unrealistischen Optimismus auf individueller Ebene. Unrealistischer Optimismus auf Unternehmensebene wird zusätzlich durch die institutionelle Struktur und objektive Unternehmensmerkmale beeinflusst. Die Ergebnisse der Dissertation führen zu signifikanten theoretischen und praktischen Beiträgen, indem sie zeigen, dass unrealistischer Optimismus zumindest teilweise situativ und nicht strikt im Kopf des Entscheidungsträgers verwurzelt ist. Unternehmen können so den unrealistischen Optimismus ihrer Mitarbeiter durch die richtige institutionelle Struktur und Teambesetzung reduzieren. | German |