Was Rechtsstaatlichkeit als staatliches Ordnungskonzept und moralisches Leitprinzip für das Regieren umfasst, ist sehr umstritten. Noch kontroverser werden globalen Aktivitäten zur Förderung von Rechtsstaatlichkeit debattiert. Die vorliegende Studie wendet sich den Umsetzungsproblemen bei zwei Arten der globalen Rechtsstaatsförderung zu: finanziellen Entwicklungsprojekten der Weltbank und Menschenrechtsurteilen des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte. In einer detaillierten Analyse der Dimensionen Kontext, Design und Koordination zeichnet die Studie Implementierungsprozesse in Peru und Argentinien zwischen 1998 und 2018 nach. Die Studie kritisiert enge Konzeptualisierungen der Unterstützung von Rechtsstaatlichkeit in der internationalen Governance, die von Eurozentrismus und hierarchischen Implementierungsverfahren geleitet sind. Die Studie entwickelt das Konzept der konstitutiven Momente für Transformation und schlägt den Grad der Deliberation, Selbstbestimmung und Repräsentation als Bewertungsrahmen vor. Die Studie argumentiert, dass konfliktive Prozesse und Prozesse im Zusammenhang mit der Neuordnung der Gewaltenteilung konstitutive Momente für die Entwicklung von Rechtsstaatlichkeit darstellen können, und plädiert für eine Repolitisierung dieser Prozesse, um neue Konzeptualisierungen von Rechtsstaatlichkeit zu ermöglichen.