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Entwurf einer „europäischen Sprachenordnung“

Konrad, Holger (2023)
Entwurf einer „europäischen Sprachenordnung“.
In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF, 2003, 8 (2/3)
doi: 10.26083/tuprints-00012411
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Item Type: Article
Type of entry: Secondary publication
Title: Entwurf einer „europäischen Sprachenordnung“
Language: German
Date: 2023
Place of Publication: Darmstadt
Year of primary publication: 2003
Publisher: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Journal or Publication Title: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF
Volume of the journal: 8
Issue Number: 2/3
DOI: 10.26083/tuprints-00012411
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Origin: Secondary publication from TUjournals
Abstract:

Die Europäische Union (EU) hat bisher 15 Mitgliedsstaaten und elf Amtssprachen. Im Frühjahr 2002 wurde in der Öffentlichkeit bekannt, dass die Osterweiterung der EU im Jahre 2004 beginnen soll. Allem Anschein nach planen die EU-Behörden, trotz einiger Reformen in der Verwaltung, das Prinzip des „integralen Multilingualismus“ fortzuführen, nach dem jede nationale Amtssprache eines Mitgliedsstaates auch Amts- und Arbeitssprache in Europa wird. Und das, obwohl dieser Sachverhalt allgemein als großes politisches und finanzielles Problem, als „Sprachenproblem der Union“ gesehen wird, das Tag für Tag die Übersetzung vieler Seiten erfordert und Unsummen aus dem Haushalt verschlingt. Auch nach den diplomatischen Auseinandersetzungen im Sommer 1999, die als „deutsch-finnischer Sprachenstreit“ Schlagzeilen machten, und anderen sprachlich motivierten Konflikten in Europa ist kein Schritt in Richtung einer Lösung getan worden. Ein zweiter Aspekt ist folgender: Schon lange wird von Seiten derer, die sich wissenschaftlich mit Fremdsprachenunterricht auseinander setzen und sich über europäische Bildung Gedanken machen, die Notwendigkeit der Förderung des Fremdsprachenunterrichts in ganz Europa betont. Denn über ein zweites schwerwiegendes Defizit in Europa können auch die vielen Aktionen im Europäischen Jahr der Sprachen (2001) nicht hinwegtäuschen: Es sprechen zu wenig Menschen in Europa Fremdsprachen, und die vorhandenen Kenntnisse sind regional und sozial ungleich verteilt. Dieser Artikel nimmt sich beider Thematiken an und verbindet sie auf besondere Weise: Er verwirft die heutige undifferenzierte Gleichberechtigung der Gemeinschaftssprachen, erteilt aber auch einem Leitsprachenmodell, das tatsächlich eine Sprache für Europa vorsähe, eine Absage und entwirft dagegen die Utopie einer „europäischen Sprachenordnung“, die erstens alle wichtigen sprachlichen Angelegenheiten der EU-Gremien regelt und zweitens als Leitbild sowohl für sprachliches Verhalten in Gesellschaft und Wirtschaft als auch für den Fremdsprachenunterricht dient. Beherrschende Idee dahinter ist die Vorstellung von einem sprachenteiligen Europa, das die Vielfalt der Sprachen nicht als Belastung sieht, sondern sie sich zunutze macht für die vielfältigen Aufgaben, die Sprache in Europa und für seine internen und externen Beziehungen spielt. Möglichst viele Sprachen sollen in diesem System ihren Platz finden. Die EU ist heute schon so groß und übt gerade auf die Staaten im Osten eine solche Attraktivität aus, dass sie hier als gemeinsames europäisches Integrationsprojekt gesehen wird. Das bringt mit sich, dass die EU gemeint ist, wenn es um die Sprachwahl in der gesamteuropäischen Politik geht, dass sich „Europa“ aber ansonsten eigentlich auf den gesamten Kontinent bezieht. Die Frage, wer dazugehört und wer nicht, bleibt ausgeklammert. Die hier entworfene Sprachenordnung ist als parallel zu der Leitvorstellung eines Europas der Regionen zu sehen, in der regionale Strukturen die Vorherrschaft der Nationalstaaten auf vielen Seiten des Lebens ablösen. Eine komplementäre Sprachenlösung soll Ausgleich und Verständigung in Europa bringen und Konflikte mindern. Viele Aspekte des Themas können in diesem Artikel nur kurz angerissen werden. Insbesondere für mehr Beispiele zur Untermauerung meiner Ideen siehe Konrad (in Vorbereitung).

Status: Publisher's Version
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-124115
Classification DDC: 400 Language > 400 Language, linguistics
Divisions: 02 Department of History and Social Science > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit
Date Deposited: 24 May 2023 17:03
Last Modified: 24 May 2023 17:34
URI: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/12411
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