Familiensprachpolitik zwischen Spracherwerb und Spracherhalt: Ergebnisse zu den Perspektiven von Kindern aus dem Lehrforschungsprojekt „Family Language Policy in Deutschland (FaMiLanG)“
Familiensprachpolitik zwischen Spracherwerb und Spracherhalt: Ergebnisse zu den Perspektiven von Kindern aus dem Lehrforschungsprojekt „Family Language Policy in Deutschland (FaMiLanG)“
Vor dem Hintergrund öffentlich-medialer und bildungspolitischer Debatten um Leitbilder ‚guter‘ Kindheiten ist eine Kontinuität defizitorientierter Perspektiven auf Kinder (und ihre Eltern) im Kontext von Migration zu verzeichnen, die sich u.a. auf vermeintliche Sprachdefizite aufgrund ihrer familialen Mehrsprachigkeit beziehen. Während durch die institutionelle Sprachenpolitik im Bildungssystem v.a. der Erwerb der ‚Bildungssprache Deutsch‘ im Fokus sprachpädagogischer Maßnahmen steht, verfolgen Eltern zudem den Erwerb von ‚nicht-deutschen‘ Familiensprachen sowie die kindliche Mehrsprachigkeit als dezidiertes Erziehungsziel. Kinder sind somit in Auseinandersetzung mit den Sprachenpolitiken der Familie und Bildungsinstitutionen zu betrachten, zu denen sie sich positionieren (müssen). Unter Bezugnahme auf den Family Language Policy-Ansatz (FLP) sowie auf Ansätze aus der Kindheitsforschung wird im vorliegenden Beitrag derFrage nachgegangen, wie ausgewählte Familienmitglieder (Kinder und heutige Jugendliche) die mehrsprachige Lebenswelt in ihrer Familie während ihrer Kindheit erleb(t)en und wie sie sich dazu positionieren. Die empirische Grundlage bilden Interviews mit Kindern aus zwei mehrsprachigen Familien, die im Rahmen des Lehrforschungsprojekts FaMiLanG an der Universität zu Köln geführt und analysiert wurden.
Against the background of public and educational policy debates about models of 'good' childhoods, a continuity of deficit-oriented perspectives on children (and their parents) in the context of migration can be observed, which refer, among other things, to alleged language deficits due to their family multilingualism. While institutional language policy in the education system focuses primarily on the acquisition of German as an ‘academic language’, parents also pursue the acquisition of non-German family languages as well as children's multilingualism as a dedicated educational goal. Children are thus in conflict with the language policies of the family and educational institutions, to which they (must) position themselves. With reference to the Family Language Policy approach (FLP) as well as to approaches from childhood research, this article investigates the question of how selected family members (children and today's adolescents) experience(ed) the multilingual living environment in their family during their childhood and how they position themselves in relation to it. The empirical basis is formed by interviews with children from two multilingual families, which were conducted and analyzed as part of the FaMiLanG teaching research project at the University of Cologne.

