Online Befragungen werden mit verschiedenen Endgeräten beantwortet und selbst wenn Befragte aufgefordert werden, an Online Befragungen mit einem bestimmten Endgerät teilzunehmen, folgen Befragte dieser Aufforderung oft nicht und beantworten die Online Befragung mit einem anderen Endgerät (Non-Conformance). Befragte bevorzugen für die Teilnahme an Online Befragungen verschiedene Endgeräte. Deshalb nutzen viele Online Befragungen ein responsive Fragebogendesign, das sich der jeweiligen Bildschirmgröße des Endgerätes anpasst. Online Befragungen, die ein responsive Fragebogendesign verwenden – auch Mixed-Device Online Befragungen genannt – ermöglichen Befragten, mit dem Endgeräte ihrer Wahl an der Umfrage teilzunehmen. Die Annahme ist, dass die Antwortraten von Online Befragungen, die dem Befragten die Teilnahme mit ihrem bevorzugten Endgerät ermöglichen, höher sind als die Antwortraten von Online Befragungen, die ein bestimmtes Endgerät für die Teilnahme vorgeben. Allerdings zeigen Forschungsergebnisse von zeitgleichen Mixed-Mode-Umfragen – zu denen auch Mixed-Device Online Befragungen gezählt werden können – dass Antwortraten von zeitgleichen Mixed-Mode-Umfragen niedriger sind als Antwortraten von Umfragen im Unimode-Design. Diese Ergebnisse können mit Hilfe des Auswahlparadoxons erklärt werden. Laut dem Auswahlparadoxon erhöht die Möglichkeit bei Umfragen zwischen verschiedenen Modes/Endgeräten wählen zu können die Komplexität der Teilnahmeentscheidung und somit die Belastung des Befragten. Folglich erhöht die Möglichkeit, zwischen mehreren Modes/Endgeräten wählen zu können, die Nonresponserate von solchen Umfragen. Deshalb sollten Befragte eine Anweisung erhalten, mit welchem Endgerät sie an der Online Befragung teilnehmen sollen, die gleichzeitig die Präferenz der Befragten berücksichtigt. In dieser Arbeit wird untersucht, ob Befragte, die aufgefordert werden mit ihrem bevorzugten Endgerät an Online Befragungen teilzunehmen, eine geringere Nonresponserate aufweisen als Befragte, die aufgefordert werden mit einem anderen Endgerät an Online Befragungen teilzunehmen.
Weiterhin wird angenommen, dass Befragte zur Teilnahme an Online Befragungen Endgeräte bevorzugen, die ihnen die Teilnahme erleichtern und für sie eine motivierende Wirkung haben, so dass für Befragte, die mit ihrem bevorzugten Endgerät an Online Befragungen teilnehmen, die Aufgabe leichter und die Motivation höher ist im Vergleich zu Befragten, die mit einem anderen Endgerät an Online Befragungen teilnehmen. Laut der Satisficing Theorie steigt die Wahrscheinlichkeit für Satisficing mit zunehmender Aufgabenschwierigkeit und abnehmender Motivation. Aus diesem Grund wird angenommen, dass Befragte, die mit ihrem bevorzugtem Endgerät an Online Befragungen teilnehmen, die Phasen des Frage-Antwort-Prozesses gründlicher ausführen und ihre Antworten deshalb eine bessere Datenqualität aufweisen als die Antworten von Befragten, die mit einem anderen Endgerät an Online Befragungen teilnehmen. Die Untersuchung des Effekts von dem bevorzugten Endgerät auf den Messfehler ist das zweite Ziel dieser Arbeit.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass Befragte, die aufgefordert werden mit ihrem bevorzugten Endgerät an Online Befragungen teilzunehmen, eher mit dem zugeordneten Endgerät an der Befragung teilnehmen (Conformance Rate) als Befragte, die aufgefordert werden mit einem anderen Endgerät an der Online Befragung teilzunehmen. Jedoch gab es keinen Unterschied zwischen den Unit Nonresponse Raten dieser beiden Gruppen. Die höheren Conformance Raten von Befragten, die zur Teilnahme mit ihrem bevorzugten Endgerät eingeladen wurden, sind also hauptsächlich auf niedrigere Non-Conformance Raten zurückzuführen. Ergebnisse zu dem Einfluss der Teilnahme mit dem bevorzugten Endgerät auf die Datenqualität sind nicht eindeutig. Sieben Datenqualitätsindikatoren (Abbruch, Item Nonresponse, Antwortzeit, Umfragefokus, Differenzierungsgrad, Antwortlänge und Primacy Effekte) wurden analysiert. Die Ergebnisse von zwei Indikatoren (Abbruch, Differenzierungsgrad) zeigen, dass die Datenqualität von Befragten, die mit ihrem bevorzugten Endgerät an der Online Befragung teilnehmen, geringer ist als die Datenqualität von Befragten, die mit einem anderen Endgerät an der Online Befragung teilnehmen. Jedoch sind die Ergebnisse der beiden Indikatoren, Umfragefokus und Antwortzeit, gegensätzlich. Kein Einfluss auf die Datenqualität zeigt sich bei den restlichen Indikatoren.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Anweisungen Online Befragungen mit einem bestimmten Endgerät zu beantworten – wenn möglich – die Präferenz der Befragten berücksichtigen sollten, da auf diesem Weg die Nichtbefolgung der Gerätezuweisung (Non-Conformance Rate) minimiert und dadurch die Conformance Rate gesteigert werden kann. Die Teilnahme mit dem bevorzugten Endgerät an Online Befragungen beeinflusst die meisten Datenqualitätsindikatoren nicht und die Ergebnisse der restlichen Indikatoren sind gegensätzlich, so dass die Teilnahme mit dem bevorzugten Endgerät allgemein kaum einen Einfluss auf die Datenqualität von Online Befragungen zeigt. Der Einfluss auf die Conformance Rate ist stärker als der Einfluss auf die Datenqualität. Deshalb scheint es trotzdem sinnvoll, Befragte in Mixed-Device Online Befragungen aufzufordern mit ihrem bevorzugten Endgerät an der Umfrage teilzunehmen. | German |