Abstract: |
Die vorliegende Dissertation untersucht den Zusammenhang zwischen der Altersvorsorge individueller Privatpersonen und dem Kapitalmarkt in Deutschland und Europa. Im Fokus steht dabei die finanzielle Bildung von Privatpersonen, die nötig ist, um adäquat vorzusorgen, die Befähigung sich dieses Wissen anzueignen und die Fähigkeit des Kapitalmarkts, die Basis für eine kapitalmarktbasierte Altersvorsorge zu sein.
Die ersten Kapitel bieten Literaturüberblicke zum Thema Finanzwissen und Finanzbildung, welche außerdem die Basis für die weiteren Arbeiten darstellen. Diese zeigen bereits ein mittelmäßiges bis schlechtes Kompetenzniveau der Finanzbildung in Deutschland und damit schlechte Voraussetzungen, um angemessen, also vermögenssteigernd und rentensichernd, für die Altersvorsorge vorzusorgen.
Basierend auf dieser Erkenntnis werden Studierende mit Bezug zu den Wirtschaftswissenschaften in Russland und Deutschland in einer Umfrage zu grundlegendem Finanzmarktwissen befragt. Es wird unterstellt, dass die Studierenden durch ihre fachliche Nähe eine überdurchschnittliche Finanzbildung haben und damit als Multiplikatoren fungieren könnten. Es wurde zwar ein besseres Finanzwissen im Vergleich zur Allgemeinheit nachgewiesen, jedoch haben auch die Studierenden Probleme, alle Fragen richtig zu beantworten. Folglich sind Studierende nur bedingt in der Lage, als Multiplikatoren für Finanzwissen zu fungieren, wobei sich die Frage stellt, ob dieses Ergebnis zufällig aufgetreten ist oder eine systematische Verzerrung vorliegt. Literaturüberblicke zum home und self-serving bias zeigen, dass diese oft und weit verbreitet sowohl auf dem Kapitalmarkt als auch unter professionellen Anlegern vorkommen. Eine weitere Umfrage unter Studierenden in Russland und Deutschland zeigt, dass auch sie dem home bias unterliegen, während eine Gruppe von internationalen Studierenden keinen home bias zeigt. Dies lässt vermuten, dass internationale Erfahrung den home bias zu reduzieren scheint.
Neben der Befähigung von Privatpersonen zu einer adäquaten Altersvorsorge stellt sich auch die Frage, ob der Kapitalmarkt in Deutschland eine gute Grundlage für eine Altersvorsorge bilden kann. Die Notierungszahlen im Regulierten Markt sind seit Jahren rückläufig, wobei dieser Rückgang nicht durch Insolvenzen, sondern hauptsächlich durch Fusionen und Rückzüge vom Kapitalmarkt zu erklären ist. Um diesen Vorgang aufzuhalten und umzukehren, bedarf es junger Unternehmen, die den Schritt an die Börse wagen. Ein Beispiel dafür, wie junge Unternehmen an die Börse gelockt werden können, liefert das Einstiegssegment NewConnect in Warschau. Sie verzeichnet seit mehreren Jahren starke Zuwächse und kann somit ein Beispiel für die deutsche Scale sein.
Abschließend richtet sich der Blick auf den gesamten europäischen Markt. Die abschließende Untersuchung fokussiert sich auf europäische börsennotierte Unternehmen und den Zusammenhang zwischen der Aktienkursperformance und dem systematischen Risiko, in Abhängigkeit des Immobilienbesitzes der Unternehmen. Es zeigt sich, dass Unternehmen Investitionen in Immobilien in unsicheren Zeiten vermeiden, obwohl Immobilien das systematisch Risiko senken. Gleichzeitig erhöht der Immobilienbesitz die Performance in sicheren Zeiten, während in unsicheren Zeiten der Immobilienbesitz zu einer schlechteren Aktienkursperformance führt.
Die kumulative Dissertation besteht aus neun eigenständigen Aufsätzen, wobei vier bereits veröffentlicht bzw. zur Veröffentlichung angenommen sind, zwei Kapitel bei einem wissenschaftlichen Journal unter Begutachtung sind und drei weitere als Arbeitsdokumente in dieser Dissertation vorzufinden sind. |
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This dissertation examines the relationship between the old-age provision of individual private persons and the capital market in Germany and Europe. The focus is on the knowledge needed to provide adequately for old age, the ability to acquire this knowledge and the ability of the capital market to be the basis for capital market-based old age provision.
The first two chapters present literature reviews on the topic of financial knowledge and financial education. These form the basis for the further work and already at the beginning show a rather mediocre to poor level of financial education in Germany and thus a lack of ability to prepare adequately for old age. Based on this, a survey is conducted among students who are connected to economics in Russia and Germany. It is assumed that such students should have an above-average financial education due to their subject proximity and this could act as multipliers. Although we can prove that they have a better knowledge of finance than the general public, we also find that only few students are able to answer all questions correctly. Overall, students are only partially able to act as multipliers for financial knowledge. Since even students of economics have problems with financial questions, the question of systematic biases arises. Literature reviews on home and self-serving bias show that they are frequent and widespread both in the capital market and among professional investors. Another survey of students in Russia and Germany shows that they are also subject to home bias, while a group of international students does not show any sign of a home bias. Therefore, international experience seems to reduce home bias. In addition to the empowerment of private individuals, the question also arises as to whether the capital market in Germany is suitable to be the basis for old-age provision. The German stock market segment Regulierter Markt has been declining for years, however, this decline cannot be explained by insolvencies, but mainly by mergers and withdrawals from the capital market. An example of how young companies can be attracted to the stock market is provided by the NewConnect in Warsaw, which has had strong growth over several years and could be a model for the German entry market Scale. Finally, the focus is extended to the entire European market. The final analysis focuses on European listed companies and the relationship between stock performance and systematic risk with the real estate owned by the company. It shows that companies avoid investing in real estate in uncertain times despite that real estate reduces systematic risk. At the same time, property ownership increases performance in safe times, while in uncertain times property ownership leads to poorer share price performance.
The cumulative dissertation consists of nine stand-alone papers, of which four have been published, two are under review and the remaining three are in the status of a working paper. | English |
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