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Die psychologischen Grundlagen der Reihenpräferenz und -wahl

Hassenzahl, Marc (2007)
Die psychologischen Grundlagen der Reihenpräferenz und -wahl.
Technische Universität Darmstadt
Ph.D. Thesis, Primary publication

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Item Type: Ph.D. Thesis
Type of entry: Primary publication
Title: Die psychologischen Grundlagen der Reihenpräferenz und -wahl
Language: German
Referees: Leichner, Prof. Dr. Reinhard
Advisors: Borcherding, Prof. Dr. Katrin
Date: 8 February 2007
Place of Publication: Darmstadt
Date of oral examination: 5 January 2006
Abstract:

Wahlalternativen bestehen häufig aus einer Reihe zeitlich verteilter Konsequenzen. So kann ein "Abend mit einem Freund" aus einem "sehr guten Abendessen", einem "mittelmäßigen Kinofilm" und einer "unangenehmen Beichte" bestehen. Bei solchen Alternativen lassen sich unterschiedliche Präferenzen bezüglich der Reihenfolge der Konsequenzen zeigen: Eine Präferenz für sich verbessernde Reihen <Beichte; Kino; Essen>, für gleichförmige Reihen <Beichte; Essen; Kino> oder für sich verschlechternde Reihen <Essen; Kino; Beichte>. Für diese Reihenpräferenzen wurde eine Vielzahl von Erklärungen vorgeschlagen. Ihre Zahl ist so hoch, dass sogar von einer theoretischen Überdeterminierung gesprochen wird. Die vorliegende Arbeit systematisiert zunächst diese Erklärungen und fasst sie in einem Kaskadenmodell der Reihenwahl zusammen (siehe Kapitel 1). Es unterscheidet vier grundlegende Arten der Reihenpräferenz: eine wertrationale, eine ökonomisch-rationale, eine hedonistische und eine kontrollierende. Die wertrationale Wahl sollte – zumindest in einer westlich beeinflussten Kultur – eine ausgeprägte Präferenz für Verbesserung widerspiegeln, da dies gängigen Normen entspricht (z.B. "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen"). Eine hedonistische Wahl hingegen sollte zu keiner klaren Präferenz führen, da sie stark von situationsspezifischen momentanen und antizipierten Bedürfnissen abhängt. Eine der grundlegenden Annahmen des Kaskadenmodells besagt, dass das Abstraktionsniveau eines Reihenwahlproblems bestimmt, ob die Wahl wertrational oder hedonistisch motiviert ist. Eine erste Gruppe von Studien (siehe Kapitel 2) belegt diese Annahme. Abstrakt repräsentierte Reihenwahlprobleme führten zu einer starken Präferenz für Verbesserung, die aus der Anwendung reihenspezifischer Normen und Überzeugungen resultierte. Bei konkret repräsentierten Wahlproblemen wurden diese Normen und Überzeugungen durch situationsspezifische Überlegungen ersetzt. Die ausgeprägte Präferenz für Verbesserung verschwand. Eine zweite Annahme des Kaskadenmodells besagt, dass die hedonistische Wahl situations-spezifische Bedürfnisse mit dem Ziel der Selbstregulation berücksichtigt, dies aber zwingend an konsumatorische Konsequenzen gebunden ist. Eine zweite Gruppe von Studien (siehe Kapitel 3) explorierte diese Annahme am Beispiel der Affektregulation. Sie zeigten, dass die hedonistische Wahl sowohl von momentanen als auch antizipierten affektiven Zuständen abhängen kann, allerdings nur bei konsumatorischen, affektreichen Konsequenzen (frisch gepresster Orangensaft, Schokolade, Massagen). Wie erwartet variierte die Reihenpräferenz sowohl mit der momentanen Situation als auch mit den spezifischen Konsequenzen und ihrer Kombination. Dies wird als Ausdruck der angenommenen bedürfnisorientierten, selbstregulativen Wahl gewertet. Eine letzte Studie (siehe Kapitel 4) beschäftigt sich mit einem Anwendungsfall: der ökomisch-rationalen Wahl am Beispiel der Rückzahlung von Krediten. Auch hier zeigte sich eine deutliche Präferenz für Verbesserung bei der Rückzahlung eines zinslosen Kredits für eine Urlaubsreise. Diese Präferenz wurde durch aversive Gefühle der Verpflichtung und Sorge motiviert. Für Teilnehmer, die bereits einen Kredit in Anspruch genommen hatten, spielte die Verpflichtungsaversion keine ausgeprägte Rolle. Dementsprechend zeigte sich auch keine klare Präferenz für Verbesserung. Zukünftige Forschung soll zum einen die Mechanismen der vier postulierten Präferenzarten (wertrational, ökonomisch-rational, hedonistisch, kontrollierend) genauer ergründen. Zum anderen muss sie die Bedingungen weiter klären, die zur Aktivierung der unterschiedlichen Präferenzarten führt. Was lässt ein Wahlproblem abstrakt erscheinen? Welche Faktoren führen dazu, dass eine Reihe als konsumatorisch angesehen wird? Und wie entscheidet sich, ob eine Person hedonistisch oder kontrollierend bevorzugt und wählt? In diesem Sinne wirkt das vorgestellte Kaskadenmodell sowohl systematisierend als auch anregend.

Alternative Abstract:
Alternative AbstractLanguage

Many choice alternatives consist of a sequence of outcomes, distributed over time. For example, "an evening with a friend" (as opposed to "staying at home") may consist of a "very good dinner", a "mediocre movie", and an "unpleasant confession to be made". When people chose between sequences with similar outcomes but arranged in varying order, three types of preferences can be observed: a preference for improvement <confession; movie; dinner>, a preference for uniformity <confession; dinner; movie>, or a preference for deterioration (immediate consumption) <dinner; movie; confession>. The present thesis introduces a "cascade model of sequence choice" to integrate the large number of available explanations for these preferences into four coherent motivational subsets: value-rational, economically rational, hedonic or controlling. In addition, the model defines conditions under which each subset becomes the driver of actual sequence choice (Chapter 1). The model suggests value-rational sequence choice to be characterized by a strong preference for improvement, because this corresponds to common norms and values – at least in cultures with puritan background. Hedonic choice, however, does not lead to any clear sequence preference, because of its strong dependency on situation-specific and anticipated needs. I further assume that the construal level of the choice problem determines whether the choice becomes value-rational or hedonic. Four studies support this notion (Chapter 2): Abstractly represented sequence choice problems led to strong preference for improvement, due to the application of according norms and beliefs. For concretely represented choice problems these beliefs were replaced by a situation-specific consideration of current and future needs. The strong preference for improvement disappeared. A second set of four studies (Chapter 3) further explored hedonic sequence choice. It is assumed that hedonic choice is driven by self-regulatory processes, which take current and anticipated needs into account. Accordingly, I found sequence preference for consummatory outcomes to depend on various aspects of the choice situation, such as the individual's affective state while choosing, affect-richness of the outcomes and the overall valence of the sequence. A final study (Chapter 4) explored sequence choice in the context of the payback of debt. I found a clear preference for improvement, i.e., a preference for the prompt payback of an interest-free loan, although economic theory would suggest the opposite. This preference was motivated by feelings of "debt aversion" and anticipated dread. Interestingly, for participants who already took out a loan, neither debt aversion nor a preference for improvement became apparent. Future studies may further explore the postulated underlying motivations for sequence choice (value rational, economically rational, hedonic, controlled) and their boundary conditions.

English
Uncontrolled Keywords: Reihenwahl, Intertemporales Entscheiden
Alternative keywords:
Alternative keywordsLanguage
Reihenwahl, Intertemporales EntscheidenGerman
sequence choice, intertemporal choiceEnglish
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-7785
Classification DDC: 100 Philosophy and psychology > 150 Psychology
Divisions: 03 Department of Human Sciences
Date Deposited: 17 Oct 2008 09:22
Last Modified: 08 Jul 2020 22:57
URI: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/778
PPN:
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