In dieser Arbeit wurden bereits vorhandene Methoden zur Untersuchung von Bodennahrungsnetzen untersucht und neue Methoden bewertet. Biota im Boden bestehen aus mehr Arten als in jedem anderen Habitat der Erde. Trotz seiner enormen Bedeutung ist es eines der am schlechtesten verstandenen Systeme. Um Bodennahrungsnetze zu untersuchen benötigt man indirekte Methoden, da Bodenorganismen aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer kryptischen Lebensweise schwer direkt zu beobachten sind. Eine weit verbreitete Methode zur Untersuchung von Nahrungsnetzen ist die Analyse der Variation von natürlich vorkommenden stabilen Isotopen, vor allem von 15N/14N und 13C/12C. Stickstoffisotope werden dabei zur Bestimmung der trophischen Ebene genutzt und Kohlenstoffisotope zur Bestimmung der Nahrungsquelle. Im Allgemeinen geht man von einer Anreicherung des schweren Stickstoffisotops von 3,4Promill(delta-Einheiten) pro trophischer Ebene aus und von 1Promill für das schwerere Kohlenstoffisotop. Diese Studie zeigte jedoch eine Variation zwischen 2,4 und 6,3Promill für 15N und zwischen -1,0 und -3.3Promill für 13C aufgrund von Qualität der Nahrung, Hunger oder dem Alter von Bodentieren (Collembolen). Das zeigt, dass der physiologische Zustand und die Nahrungsqualität einen Einfluss auf die Fraktionierung von stabilen Isotopen hat, der bei der Analyse von Nahrungsnetzen berücksichtigt werden sollte. Als Alternative zu der Isotopenanalyse wurde die Fettsäureanalyse untersucht. Dies ist eine relativ neue Methode zur Untersuchung von Nahrungsnetzen im Boden. Dabei wird das Fettsäuremuster von Bodentieren analysiert; aus dem Muster und dem Vorkommen bestimmter Biomarker-Fettsäuren kann auf die Nahrungsquelle geschlossen werden. Um diese Methode erfolgreich anwenden zu können, wurde der Einfluss von physiologischen Faktoren und Umweltfaktoren auf Fettsäuremuster von Bodentieren untersucht. Das Fettsäuremuster von Collembolen wurde nicht signifikant von Nahrungsmangel beeinflusst, jedoch von Nahrungsqualität, Lebensstadium und Umgebungstemperatur. Allerdings betrug der spezifische Marker für pilzliche Nahrung (Linolsäure) unter allen getesteten Faktoren über 20% aller Fettsäuren, im Gegensatz zu anderen Nahrungsquellen (2 - 14%). Andere Studien entdeckten Fettsäuremarker für Blätter, Nematoden und Pilze; in der vorliegenden Arbeit wurden spezifische Marker für bakterielle Nahrung identifiziert. Verzweigtkettige Fettsäuren (i14:0, i15:0, a15:0 und i17:0) charakterisieren Collembolen, die mit gram-positiven Bakterien gefüttert wurden, eine cyclische (cy17:0) und 16:1omega5 reflektierte eine Ernährung von gram-negativen Bakterien. Eine verfeinerte Methode der Fettsäureanalyse ist die komponentenspezifische 13C-Fettsäureanalyse. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das 13C/12C-Verhältnis in spezifischen Nahrungsmarkern gemessen werden kann. Ein ähnliches 13C/12C-Verhältnis in derselben Fettsäure in Konsument und potenzieller Nahrung weist auf direkten trophischen Transfer in das Körpergewebe des Konsumenten hin. Die Anwendbarkeit dieser Methode für Nahrungsnetzuntersuchungen im Boden wurde in einem Freilandexperiment getestet. Dabei wurden wesentliche trophische Gruppen untersucht: Mikroorganismen als Primärzersetzer, euedaphische und epedaphische Collembolen als Sekundärzersetzer und vagante und netzbauende Spinnen als Top-Prädatoren. Der Versuch demonstrierte, dass durch 13C/12C- Verhältnisse einzelner Fettsäuren in potenzieller Beute und in Konsumenten der Kohlenstofffluss und trophische Verknüpfungen analysiert werden können. Die vorliegende Arbeit trug zur Etablierung neuer Werkzeuge bei, um das "Mysterium" der Diversität von Tieren im Boden und der Struktur von Bodennahrungsnetzen zu entschlüsseln. | German |