Abstract: |
Cornelia Beckers Dissertation hat schwerpunktmäßig den Gebrauch, die Funktionen und die Dimensionen des Raumbegriffs in den virtuellen Welten des Cyberspace zum Gegenstand, d.h. vor allem eine raumsoziologische Studie mit ausgeprägter theoretischer Orientierung. Die empirische Seite der Untersuchung besteht aus zwei Fallstudien – basierend zum einen auf Leitfadeninterviews mit Beteiligten eines Bürgerforums zur Planung des Berliner Alexanderplatzes, zum anderen auf einer Befragung von Darmstädter Studierenden zu ihren Erfahrungen mit dem Internetspiel Silberland –, die eher exemplarischen und heuristischen bzw. bestätigenden Charakter haben und die theoretische Analyse vertiefen. Das Kapitel zu Bürgerbeteiligung und Internet zielt im Wesentlichen darauf ab, den insgesamt unbefriedigenden Stand der Nutzerforschung zum Internet und insbesondere den wenig theoretisch durchdachten Begriffsgebrauch deutlich zu machen, die Autorin gibt hier einen Überblick über den Stand der Forschung. Sie zeigt insbesondere, dass der Begriff und die Bedeutung des Raums kaum angemessen thematisiert werden. Der Kern der theoretischen Überlegungen sind raumtheoretische Reflexionen sowie ein wahrnehmungstheoretischer Ansatz, der zentral auf die Rolle der Raummetapher für die Wahrnehmung rekurriert und deswegen metapherntheoretisch unterbaut wird. Raumtheoretisch macht die Verfasserin in verschiedenen Theorietraditionen die fehlende Berücksichtigung der Orte deutlich, während sich doch menschliche Kommunikation gerade durch ihre Verortung auszeichne. Sie wählt für die Vertiefung dieser Diskussion die Behandlung des Raumbegriffs in der Systemtheorie. In der allgemeinen Systemtheorie der Gesellschaft – hier operatives Systemmodell genannt – findet er kaum Erwähnung. Anders sieht das bei dem sog. retiven Systemmodell, hier gebraucht für systembasierte Netzwerktheorien, aus. Sie können zumindest die räumlichen und dynamischen Aspekte von Interaktionen und Beziehungen thematisieren. In der japanischen Theorie des Orts – hier topologisches Systemmodell genannt – spielt der Ort eine zentrale Vermittlungsrolle zwischen den Einzelnen; Kommunikation und Beziehungen haben – so die These – immer örtliche Bezüge. Der Ort erlaube – wie beim Schauspiel die Bühne – die Selbstwahrnehmung, die Ein- und Ausschließung und damit die Schaffung von Beziehungen. Der Raum bilde in diesem Rahmen ein verbindendes Element. In virtuellen Umgebungen muss daher zur Verringerung der Unsicherheit erst Räumlichkeit und, spezieller, Verortung hergestellt werden. Diese Überlegungen werden schließlich durch Bourdieus Konstrukt des sozialen Raums als strukturierende Struktur abgerundet. Raum dient hier vor allem dazu, soziale Strukturierung sichtbar zu machen. Der physische Raum bildet ein Denk-und Erfahrungsmodell für den sozialen Alltag. Denken und Handeln vollzieht sich immer in räumlichen Kategorien. Hierzu entwickelt die Autorin einen instruktiven Überblick über die Rolle des Raums in Wahrnehmungstheorien. Raummetaphern – so lautet das Fazit helfen, das Internet als sozialen Raum der Ungleichheit zu institutionalisieren. Die geschaffenen Räume beruhen auf Syntheseleistungen der Nutzer. Offensichtlich ist es nicht die Materialität, die Räume hervorbringt. Räume haben folglich eine Funktion für uns, die nicht aus ihrer Materialität heraus zu erklären ist. Sie dienen der Lösung der drei erwähnten Aspekte von Komplexität (Wahrnehmung, Kommunikation und sozialstrukturelle Unterscheidung bzw.Strukturierung), die durch diese Konstruktion möglich wird und nur mit einem erweiterten topologischen Systemmodell zu erfassen ist. Auch im Internet dient die Raummetapher der Konstitution der Gesellschaft. |
Alternative Abstract: |
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Cornelia Beckers dissertations subject is he use, the functions and dimensions of the concept of space in the virtual worlds of cyberspace. That means above all it is a space sociological survey with extraordinary theoretical orientation. The empirical side of the survey is based on two case studies – on one hand interviews with participants of a forum concerning the planning of the Alexanderplatz in Berlin, on the other hand an enquiry of students after their experience in a internet game (Silberland) – which have exemplarily and approving character, therefore engrossing the theoretical analysis. The work tends to show the state of surveys of users as unsatisfying The author here gives a review. She shows that concept and meaning of space is not specified appropriately. The quintessence of the theoretical thoughts are system theoretical reflections, undermined by approaches of perception and metaphorical theory. The general system theory, here called operative system modelling, does not subject space at all. Systembased network theory at least uses space as a shape for interactions and relations, here calles retive system modelling. The Japanese theory of place, leads to the topological system modelling, where place is important for the central connection between individuals and their communication, which need special defined relations. Place is necessary as the space between. Virtual surroundings therefore need space to lessen uncertainty. These thoughts are completed by Bourdieus construction of social space as a structuring structure. Space makes social structures visible. Physical space is a model of thinking and experience for everyday social life. Thinking and acting are always influenced by categories of spacing. Existing is not just based on communication. In the end metaphors of space help to institutionalize the internet as a social space. Obviously it is not the material which makes space real. Space is playing a role for us which is not explicable by material. It solves problems of communication, selfperception and social difference, structures which cannot be described without a topological system model. That means, metaphors of space help that people are socially structrured in the internet, too. | English |
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