Als eine monophage herbivore Art die aus Asien stammt, ist der Buchsbaumzünsler Cydalima perspectalis Walker (Lepidoptera: Crambidae) eine der versehentlich eingeführten nicht-einheimischen Arten, die erfolgreich überleben, sich fortpflanzen und auch etablieren konnte. Der ästhetische Schaden und das Absterben von Buxus beschränkt sich nicht nur auf lokale Anpflanzungen, sondern erstrecken sich auch flächendeckend in städtischen Gebieten sowie auf die natürlichen Buchsbestände, die bereits betroffen oder stark gefährdet sind. Ziel dieser Forschungsarbeit war die Implementierung einer wirksamen umwelt- und benutzerfreundlichen Pflanzenschutzmethode zur Regulierung von C. perspectalis, einschließlich der Erhaltung von noch nicht befallenen Buchsbeständen, auf der Basis von anwendbaren biologischen Methoden sowie eines effektiven Monitoring Systems.
Das Auftreten von C. perspectalis Populationen sowie der jährliche Verlauf der Flugaktivität wurden in den Jahren 2012-2015 mit Pheromon- und Lichtfallen in Hessen (DE) erfasst. Beide Fallensysteme erwiesen sich als dazu geeignet ein effektives Monitoring von C. perspectalis durchzuführen, welches notwendig ist, um Kontrollmaßnahmen gut terminieren zu können. Es wurden zwei Haupt-Flugphasen identifiziert, die auf die Existenz von zwei Generationen schließen lassen. Grundlegende Daten zum Geschlechtsverhältnis (durchschnittlich 43% ± 10% Weibchen) und zum Vorkommen des melanisierten Phänotyps (durchschnittlich 14% ± 2,9%) wurden erhoben.
In Laborstudien wurde die Fähigkeit von acht Trichogramma Arten untersucht, C. perspectalis Eier zu parasitieren und auf der Pflanze zu lokalisieren. Obwohl alle Arten die Eier inspiziert haben und Eiablagen erfolgten, war die daraus resultierende Parasitierung bei fast allen Arten gering und lag zwischen 4% und 20%. Nur T. dendrolimi parasitierte signifikant mehr Eier und erreichte Parasitierungsraten von über 40%. Es ist denkbar, dass Abwehrmechanismen vorliegen, die möglicherweise eine höhere Parasitierung verhindern. Bisher konnte keine spezialisierte Trichogramma Art gefunden werden, die für einen praktikablen inundativen Einsatz in Frage kommt.
Die Nützlinge Chrysoperla carnea Stephens (Neuroptera: Chryspidae) und Orius majusculus Reuter (Heteroptera: Anthocoridae) erbeuteten C. perspectalis Eier in Laborstudien zu Akzeptanz und der Lokalisierung auf der Buchspflanze. C. carnea erbeutete im Durchschnitt 89% der angebotenen Eier in den Akzeptanzversuchen und 49% der angebotenen Eier wurden innerhalb von 72 h auf der Buchspflanze gefunden und erbeutet. Im Gegensatz dazu erbeutete O. majusculus nur jeweils 41% und 13%. Daher kann die Erhaltung natürlicher Gegenspieler wie O. majusculus und der inundative Einsatz von Nützlingen wie C. carnea als unterstützendes Instrument in der biologischen Regulierung von C. perspectalis in Betracht gezogen werden.
Die Anfälligkeit von C. perspectalis Larven gegenüber den aussichtsvollen biologischen Mitteln Neem (NeemAzal®-T/S) und Entomopathogenen Nematoden (Nemastar®) wurde in Labor- und Freilandversuchen ermittelt. Nach 14 Tagen der Exposition und des Fraßes von Blattscheiben die mit NeemAzal®-T/S behandelt wurden, konnten signifikante Effekte auf die Vitalität (47%-62% Mortalität) und die Fraßaktivität (10% der Larven fraßen noch) festgestellt werden. Larven des 2. und 4. Entwicklungsstadiums zeigten eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Nemastar®(100% Mortalität nach 7 Tagen bei 50 Nematoden pro Larve). Beide Mittel waren in ihrer Wirksamkeit in Freilandversuchen, im Vergleich zur konstanten Wirksamkeit von Bacillus thuringiensis, viel weniger zuverlässig. Ihre Verwendung ist nur in kleineren Bereichen möglich, wenn individuelle Fraßschäden beobachtet werden und eine ordnungsgemäße Überwachung berücksichtigt wird.
Mögliche repellente und toxische Effekte von 13 Pflanzenölen und -Extrakten auf die Eiablage von C. perspectalis Weibchen und die Mortalität von Larven wurde in Gewächshaus- und Laborversuchen untersucht. Nach der Exposition und des Fraßes von Blattscheiben die mit Thymus vulgaris L. und Malaleuca alternifolia M. & B. behandelt wurden, konnten signifikante Fraß hemmende Effekte sowie Effekte auf die Vitalität und das Larvengewicht festgestellt werden. T. vulgaris war das wirksamste ätherische Öl unter Berücksichtigung von repellenten und toxischen Eigenschaften. Die effektive lethale Konzentration (LC50) belief sich nach 72 h auf 1% (v/v).
Keine der untersuchten Pflanzenschutzmaßnahmen allein bietet die Möglichkeit einer effektiven, umwelt- und benutzerfreundlichen Regulierung von C. perspectalis. Die Anwendung von Produkten, die auf B. thuringiensis basieren, ist nach wie vor die einzige hochwirksame und verfügbare biologische Kontrollmethode, aber neue Ansätze, die sich mit der Verhaltensmanipulation der Weibchen beschäftigen, sind vielversprechend, da das Konzept auf dem Schutz noch nicht befallener Buchspflanzen basiert. Als Schlussfolgerung kann man sagen, dass die Regulierung des invasiven Buchsbaumzünslers C. perspectalis nach wie vor eine große Herausforderung für alle beteiligten Parteien ist, sogar 10 Jahre nach seiner Einführung. | German |