Ionenkanäle sind beteiligt an essentiellen Abläufen in lebenden Organismen von der Weitergabe von
Aktionspotentialen bis hin zu chemotaktisch induzierten Bewegungen. Während die Aminosäuresequenzen
von Ionenkanälen sich stark voneinander unterscheiden kann, besitzen Kanäle sehr große
Ähnlichkeiten auf Struktur- und Funktionsebene. Strukturell folgen die in dieser Arbeit untersuchten
Kanäle einem grundlegenden Muster in welchem innere und äußere transmembranhelikale Bereiche
eine Porenhelix und ein Selektivitätsfilter einrahmen. Die homo-tetrameren Strukturen besitzen eine
wassergefüllte Pore, durch die Ionen beim Öffnen des Kanals hindurchtreten können. Um Struktur-
Funktions Korrelate innerhalb dieser breiten Gruppe von Proteinen zu untersuchen, leiten wir in dieser
Arbeit neue Ansätze her, um die co-evolutionäre Komplexität, evolutionäres Substitutionsverhalten
und strukturelle Beziehungen zu untersuchen.
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über eigenständige wissenschaftliche Beiträge mit einer kurzen
Einführung in deren methodischen Aspekte und Ergebnisse. In den folgenden Kapiteln dieser Arbeit
integrieren und erweitern wir Teile dieser Publikationen, um das Verständnis der Zusammenhänge
innerhalb der Ionenkanäle zu vergrößern.
Das zweite Kapitel dreht sich um eine neue Arten von Substitutionsmatrizen, welche auf Pfam-
Alignmenten von Kanalproteinen basieren. Mit dem neuen PFASUM-Algorithmus (Keul et al., 2017)
erzeugen wir hier familienspezifische Substitutionsmatrizen und zeigen deren verbesserte Alignment-
Qualtitäten für Kanalproteinsequenzen im Vergleich zu BLOSUM-Matrizen. Wir finden hier, dass
diese neuartigen PFASUM-Matrizen Aminosäuren mit verschiedenen physikalisch-chemischen Eigenschaften
stärker als ihre BLOSUM-Pendants zusammenfassen, welche wiederrum zu verbesserten
alignments führt.
Das dritte Kapitel dieser Arbeit befasst sich mit der Erfassung von inhärenten Informationen aus
Aminosäuresequenzen zwei großer Kanal-Protein-Familien durch informationstheoretische Methoden.
Hier wird das Maß der co-evolutionären Komplexität DeltaCMI hergeleitet, welches die Abweichung der
beobachteten evolutionären Mechanismen von einem Referenzmodell misst. Bei Anwendung auf
Kaliumkanalsequenzen finden wir große Unterschiede in der Komplexität des Evolutionsmechanismen
innerhalb der äußeren Helix beim Vergleich von TM2- und TM6-Kanalproteinen. Wir führen dieses
wesentlich unterschiedliche, evolutionäre Verhalten von TM6-Kanälen auf deren Wechselwirkung
zwischen der sogenannten voltage sensing domain und der äußeren Transmembranhelix zurück.
Im letzten Kapitel verwenden wir elastische Netzwerkmodelle (ENM), um die Proteindynamik zwischen
offenen und geschlossenen Kanalstrukturen zu analysieren, in dem wir Änderungen Faltung
durch Unterschiede in deren freien Energie messen. Darüber hinaus untersuchen wir die Beziehungen
zwischen den einzelnen Regionen innerhalb der Poren von Kanälen. Hier untersuchen wir den Einfluss
von Störungen zwischen den Regionen in unterschiedlich großen Kanälen. Dabei konzentrieren wir
uns auf Änderungen der freien Energie in einem Unterraum der ENM Hesse-Matrix, wenn dieser einer
Störung ausgesetzt wird, aber die Gesamtheit aller Wechselwirkungen immer noch Berücksichtigung
findet. Dies erlaubt uns den Vergleich von Störungsexperimente in unterschiedlich großen, aber
strukturell ähnlich organisierten Kanälen. hierdurch können wir zeigen, dass der Selektivitätsfilter von
Ionenkanälen von allen anderen porenbildenden Segmenten entkoppelt ist. Weiterhin finden wir, dass
im Rahmen von der elastischen Netzwerkmodelle die Faltungsdynamik im analysierten Teilraum des
molekularen Hamiltonischen Mechanik unabhängig von Sequenzinformation ist. | German |