Die Bewältigung von digitaler Geschäftstransformation ist von strategischer Wichtigkeit für Executives, stellt aber häufig eine große Herausforderung für Firmen nahezu aller Industrien dar. Mit der wachsenden Bedeutung von Informationstechnologie (IT) in den letzten Jahrzehnten ist auch die Rolle des Chief Information Officer (CIO), dem Leiter des IT-Bereichs, immer wichtiger geworden. Sowohl die Forschung als auch die Praxis haben jedoch eingestanden, dass das Herstellen von Alignment zwischen Geschäftsbereich und IT-Bereich aufgrund erheblicher sozialer Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, schwierig ist. Die bisherige Forschung hat aufgezeigt, dass Chief Executive Officers (CEOs) und Chief Information Officers ein gemeinsames Verständnis ihrer Umgebungen, Ansichten und Ziele entwickeln müssen, um eine erfolgreiche Geschäfts-IT-Partnerschaft zu fördern. Im Kontext von digitaler Geschäftstransformation, die von Innovation an der Schnittstelle zwischen Geschäft und IT getrieben ist, ist Alignment unerlässlich. Die Kreierung neuer Executive-Rollen, wie die des Chief Digital Officer (CDO), deuten darauf hin, dass soziales Alignment zwischen CEOs und CIOs ein bedeutendes Thema bleibt.
Diese Dissertation untersucht die Implikationen von digitaler Geschäftstransformation für Geschäfts-IT-Alignment, die Evolution von digitalen Führungsrollen (insbesondere die CIO- und die CDO-Rolle) und den IT-Bereich in Unternehmen im Allgemeinen. Die in dieser Dissertation dargestellten Ergebnisse beruhen auf der Grundlage der Ergebnisse zweier umfangreicher Studien, einer quantitativen Studie basierend auf den Antworten von 102 gekoppelten Paaren von CEOs und CIOs und einer qualitativen Studie basierend auf Interviews mit gekoppelten Paaren von Geschäftsbereich- und IT-Bereich-Executives von 19 Unternehmen. Die Studienergebnisse sind in drei akademischen Artikeln veröffentlicht, die Teil dieser Dissertation sind. Weitere Artikel, die auf den bereits veröffentlichten Erkenntnissen aufbauen, befinden sich derzeit unter Review und stehen 2017 zur Veröffentlichung. Die quantitative Studie untersucht die Wahrnehmungskongruenz zwischen CEOs und CIOs im sozialen Alignment-Kontext unter Zuhilfenahme einer Kombination zweier bislang nur separat angewendeter Modelle aus dem Gebiet der Sozialbeziehungsforschung. Eines der wichtigsten Ergebnisse dieser quantitativen Studie ist die Erkenntnis bidirektionaler Effekte aktiven und passiven Verstehens, wohingegen das Konzept von gegenseitigem Verständnis bislang weitgehend als unitär betrachtet wurde und eine Differenzierung zwischen den zwei Richtungen ausgeblieben ist. Die Interview-basierte qualitative Studie untersucht die Rolle des CDO und die Rolle des CIO und analysiert das Phänomen der bimodalen IT, das in der Praxis zunehmend an Sichtbarkeit gewonnen hat, insbesondere begründet durch den enormen Druck, den digitale Geschäftstransformation auf den IT-Bereich und seine Führung ausübt.
Diese zweite Studie stellt die Existenz vier verschiedener CDO-Rollentypen fest und zeigt die Implikationen für die Entwicklung der CIO-Rolle auf, welche sich mit zunehmender Rückkehr zu ihrer traditionellen technischen Orientierung an einem Scheidepunkt befindet, wobei der strategische Fokus der CIO-Rolle an den CDO und andere übergeht. Des Weiteren erklärt die zweite Studie die Rolle der bimodalen IT als Übergangsstufe innerhalb einer größeren Transformation des IT-Bereichs, die dazu beiträgt, IT-Agilität und IT-Exploration zu fördern. Bimodale IT, die als eine von drei in der Studie beschriebenen Archetypen implementiert ist, führt organisationale Strukturen, Arbeitsmethoden und eine Kultur ein, die kritisch für die effektive Unterstützung von Digitalisierungsmaßnahmen im Geschäftsbereich sind. Die Studie stellt jedoch fest, dass Unternehmen, die erfolgreich mit einem bimodalen IT-Design operiert haben, ihre Strukturen und Prozesse im IT-Bereich letztendlich langfristig zu einem unimodalen Design zurückführen.
Insgesamt gibt diese Dissertation Aufschluss über heutige entscheidende Themen für die Unternehmensführung, den IT-Bereich und das Alignment zwischen Geschäftsbereich und IT-Bereich. Die durchgeführten Studien gewähren sowohl für Praktiker als auch für Akademiker wertvolle Erkenntnisse, indem eine konzeptionelle Unterscheidung zwischen den zwei Richtungen von CEO-CIO Verständnis getroffen, die CDO-Rolle und ihr Einfluss auf die Entwicklung der CIO-Rolle erklärt, und Aufmerksamkeit auf die transformative Rolle der bimodalen IT gelenkt wird. Praktiker sind angewiesen, das Verständnis von CIOs zu derzeitigen Geschäftsthemen zu fördern, die Rolle des CDO (sollte eine solche erforderlich sein) mit Sorgfalt von der CIO-Rolle abzugrenzen und das Gelernte aus dem Einsatz bimodaler IT für die digitale Transformation ihres Unternehmens nutzbar zu machen. Die beiden Studien tragen zum akademischen Wissensfundus bei, indem Rufe nach einer feiner granulierten Konzeptualisierung von gegenseitigem CEO-CIO Verständnis beantwortet, erste Erkenntnisse zu der sich entwickelnden Rolle des Chief Digital Officer und ihrer Entstehung bereitgestellt, ein Forschungsrahmen für bimodale IT geschaffen und dessen Relevanz für IT-Transformation erklärt werden. Die in dieser Dissertation beinhalteten Artikel regen IS-Forscher dazu an, die beschriebenen Forschungsergebnisse weiter zu nutzen, und treiben unsere Kenntnisse in diesen Forschungsdomänen voran. Des Weiteren kann diese Forschungsarbeit dabei assistieren, das Alignment zwischen Geschäfts- und IT-Executives zu verbessern und die Schwierigkeiten zu meiden, die digitale Geschäftstransformation für die Führung von Unternehmen birgt. | German |