Abstract: |
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Poröse Polyethylenfilter für
geothermische Brunnen – Leistungsvermögen und Alterationsverhalten“ am Institut für
Angewandte Geowissenschaften, Fachgebiet Angewandte Geothermie erstellt. Das Ziel des
Projektes war es, die unterschiedlichen Prozesse im Brunnen zu analysieren und Empfehlungen
für den Brunnenausbau zu geben, um die Lebensdauer und damit die Rentabilität von
geothermischen Brunnenanlagen zu steigern.
In dieser Studie wurden unterschiedliche Filter und Filtersysteme auf ihre Tauglichkeit
bezüglich geothermischer Fragestellungen überprüft. Schwerpunkt der Untersuchungen stellte
die strukturelle, hydraulische und mechanische Charakterisierung von hochdichten, porösen
Polyethylen-Filtern (PE-HD) dar. Neben diesen Anforderungen an Brunnen und Filter standen
die Alterungsprozesse des Brunnens im Vordergrund, die durch Temperaturunterschiede bei
Heiz- und Kühlbetrieb auftreten. Zur Abschätzung des Langzeitverhaltens der Filterelemente
war es erforderlich, die mechanischen, hydrochemischen und thermophysikalischen Prozesse,
die in Brunnen stattfinden, zu untersuchen, zu simulieren und zu modellieren.
Die strukturellen Eigenschaften wurden mittels Gaspyknometrie, Mikro-Röntgen-Computer-
Tomographie (μXCT) und Rasterelektronenmikroskopie mit energiedispersiver Röntgenmikroanalyse
(ESEM-EDX) untersucht. Zur mechanischen Evaluierung wurden temperierte
einaxiale Druck- und Zugversuche durchgeführt. Für die Erforschung der hydraulischen
Eigenschaften sowie der Charakterisierung des Alterationsverhaltens wurden eigene
Versuchsstände entwickelt und ein Testfeld errichtet. ESEM-EDX ermöglichte eine qualitative
und quantitative Untersuchung von Ablagerungen im Feinstpartikelbereich. Zur Analyse von
Alterationserscheinungen kamen auch Röntgendiffraktometrie (XRD) und
Röntgenfluoreszenzanalytik (XRF) zum Einsatz. Untersuchungsgegenstand waren vier poröse
Polyethylenfiltertypen (PE-HD) und drei geschlitzte Polyvinylchloridfilter (PVC).
Die Studien zur Struktur und Mechanik verdeutlichen die abweichenden Eigenschaften der
PVC- und PE-Filter aufgrund des Werkstoffs und der Filterherstellung. Hauptmerkmal für PEHD-
Filter ist die hohe Porosität von 30 bis 40 %. Die zum Vergleich herangezogenen PVC-USchlitzfilter
weisen eine bis zu zehnfach geringere offene Fläche auf. Die geringere
Filterporosität und der Werkstoff PVC resultieren in hoher einaxialer Druckfestigkeit von
15 MPa. Anhand der Auswertung der mechanischen Untersuchungen wird auch deutlich, dass
der Filtertyp mit Porenweite 200 μm die höchste mechanische Belastbarkeit der PE-Filter
aufweist. Dies ist wiederum auf die relativ geringe Porosität des Filtertyps zurückzuführen. So
entspricht die Festigkeit aller porösen PE-Filter einer exponentiellen Funktion in Abhängigkeit
der Porosität und des Werkstoffs. Die thermomechanische Analyse der Filtertypen ermöglicht
eine Prognose der temperaturabhängigen Filterfestigkeit im Anwendungsbereich von 10 bis
40 °C. Die Festigkeit nimmt aufgrund des thermoplastischen Verhaltens der Kunststoffe mit
zunehmender Temperatur ab. Die durch die Außendruckfestigkeit definierte maximale
Einbautiefe reicht für die porösen PE-Filter aufgrund des nicht benötigten Einbaus von
Schüttgütern bis zu 120 m. Folglich sind die Filtermaterialien im Falle geothermischer
Anwendung maximalen Temperaturen von 20 °C ausgesetzt.
Die Untersuchungen zur Hydraulik und zum Alterationsverhalten führen zu einer anderen
Klassifizierung der Filtersysteme:
1. Die Durchströmung der feinporigen Filtertypen (Porendurchmesser = 20 und 40 μm) ist
durch ein linear laminares Strömungsregime gekennzeichnet. Diese Filtertypen sind geringfügig
permeabel (K = 3 bzw. 6·10-11 m2). Mit wachsender Filterporosität nehmen die hydraulische
Leitfähigkeit sowie die Reynoldszahl des Strömungsregimes zu.
2. Die Versuche mit den Filtertypen mit Poren-bzw. Schlitzweite ≥ 200 μm weisen ein
nichtlinear laminares Strömungsregime auf. Die Permeabilität dieser Filtertypen beträgt etwa
1·10-10 m2. Mit zunehmender Porosität wird das Strömungsverhalten zunehmend laminar.
Die Befunde zur Filterdurchlässigkeit in Abhängigkeit der Wassertemperatur bzw.
Fluidmineralisierung belegen, dass die hydraulischen Filtereigenschaften beim Einsatz mit
Temperaturen bis zu 40 °C und Fluidmineralisierung mit bis zu 900 μS·cm-1 nicht herabgesetzt
werden.
Die Untersuchungen im Feld und Labor haben ergeben, dass nicht nur die porösen PEFilterelemente
für Inkrustationen anfällig sind, sondern dies in gleichem Maße auch für PVCSchlitzfilter
zutrifft. Mit zunehmender Betriebsdauer bei Grundwassertemperaturen oberhalb
von 10 °C ist davon auszugehen, dass es zu Inkrustationserscheinungen an den porösen PEFilterelementen
kommen wird. Die hydrochemischen Modellierungen sind eine wichtige
Ergänzung der experimentellen Ergebnisse und liefern zuverlässige Prognosen zur Alteration,
die durch die Ergebnisse aus ESEM- und EDX -Analysen bestätigt werden.
Anhand der ESEM-Bilder ist ersichtlich, dass es bei grobporigen PE-Filtersystemen nicht zur
Verstopfung der Porenkanäle kommt, sondern eine Adsorption von Eisenhydroxiden und
Kalziumkarbonat auf der Polymeroberfläche vorherrscht. Dieses Verhalten ist der Porengröße
der Filtertypen sowie der Anwesenheit von metallhaltigen Nanopartikeln auf der
Kunststoffoberfläche geschuldet. So kommt es zur Adsorption von im Wasser gefällten
Mineralen an den als Kristallisationskeime wirkenden Nanopartikeln. Außerdem wird die
Kristallbildung aufgrund erhöhter Fließgeschwindigkeit in den Porenräumen unterbunden.
Es zeigt sich, dass die feinporigen Filterelemente wesentlich anfälliger für Inkrustationen sind
als grobporige Filterelemente. Die feinporigen Filtertypen neigen zur erhöhten Keimbildung in
den kleinen Porenräumen (Durchmesser = 20/40 μm). Das extrem unpolare Filtermaterial
ultrahochmolekulares Polyethylen (PE-UHMW) unterbindet ein Wachstum von Kristallen auf
der Kunststoffoberfläche. Folglich entstehen die Ausfällungen direkt in den Porenräumen und
es kommt zur beschleunigten Verstopfung der Poren. Dies resultiert in der Abnahme der
Filterdurchlässigkeit.
Nach Beurteilung der geotechnischen und hydraulischen Eigenschaften sowie dem
Alterationsverhalten sind alle porösen PE-Filtertypen (insbes. Porenweite = 200 μm) und PVCSchlitzfilter
in Schluck- bzw. Entnahmebrunnen für den geothermischen Einsatz bei typischen
Grundwasserbedingungen (T~10 °C) geeignet. Aufgrund der verringerten Permeabilität und
erhöhten Sensitivität gegenüber Alterungserscheinungen sollten die feinporigen Filter nur in
niedrigmineralisiertem Grundwasser in Aquiferen mit geringer Durchlässigkeit eingesetzt
werden. |
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The present thesis is part of the research project “Poröse Polyethylenfilter für geothermische
Brunnen – Leistungsvermögen und Alterationsverhalten“ at the Institute of Applied Geoscience,
Department of Geothermal Science and Technology. The purpose of this project was to analyze
the different hydrochemical and thermophysical processes in well systems. Recommendations
for well design should be developed within this scope. Thereby the life time and efficiency of
shallow geothermal well systems should be increased.
In this study diverse filter and filter systems were studied referring to suitability regarding
geothermal issues. Focus of the analyses was the structural, hydraulic and mechanical
characterization of porous high-density polyethylene filter types. Additionally to these
requirements of well and filter systems, the main topic was alteration and scaling of wells,
which are induced by difference in temperature during heating and cooling.
The thermomechanical, hydrochemical and thermophysical processes, which occur in well
systems, were studied, simulated and modelled in order to estimate the long term behavior of
the filter systems.
The structural properties were researched by gas driven pycnometry, micro X-ray computer
tomography (μXCT) and environmental scanning electron microscope (SEM) coupled with
energy-dispersive X-ray micro spectroscopy (EDX). The mechanical evaluation was performed
by tempered uniaxial compressive and tensile strength tests. In the course of analysis of
hydraulic properties and characterization of scaling behavior, new test rigs were developed and
a test field was installed. SEM-EDX enabled qualitative and quantitative studies of induced
scaling at micro scale. The analyses were complemented by X-ray diffractometry (XRD) and Xray
fluorescence spectroscopy (XRF). Object of research were four porous polyethylene filter
types (PE-HD) and three slotted polyvinyl chloride filter systems (PVC).
The studies of structure and mechanics clarify the diverse properties of PVC and PE-HD filters
according to material and filter manufacturing. PE-HD filters are characterized by large porosity
from 25 to 40 percent. The open area of PVC filters is up to ten times lower. This low porosity
and the material itself result in relative high ultimate compressive strength of 15 MPa. The
porous filter type, characterized by pore sizes of 200 μm, shows the best mechanical
performance of the PE filters. This is based on relatively low porosity (25 to 35 percent).
Consequently the strength of filter elements is a function of porosity and material. A
temperature affected prognosis of filter strength in the range of 10 to 40 °C is possible due to
the thermomechanical analyses. Ultimate uniaxial compressive and tensile strength declines
with rising temperature caused by the thermoplastic character of the analyzed filter materials.
The maximal installation depth of porous PE filters is defined by collapse strength. Since the
installation of filter gravel is not required, the depth can reach up to 120 m. Consequently, the
porous PE filter is exposed to not more than 20 °C in a geothermal well system.
The research on filter hydraulics and scaling results in a second classification of filter systems:
1. Fine porous filters (pore diameter = 20 resp. 40 μm) are dominated by linear laminar flow
regime within the filter matrix (Re < 1). The filter systems are poorly permeable (K = 3 resp.
6·10-11
m2). The Reynolds number and hydraulic conductivity increases proportionally to
porosity of the fine porous filter.
2. The filter systems with pore or slot size ≥ 200 μm are characterized by non-linear laminar
up to turbulent flow regime within the filter matrix. The permeability of these filter types is
approximately 1·10-10 m2. The flow regime alters to laminar with increasing porosity.
The findings of hydraulic analyses prove that the filter hydraulic conductivity is not reduced
by fluid temperatures up to 40 °C and mineralization up to 900 μS·cm-1.
The studies in field and laboratory illustrate that not only porous PE, but also slotted PVC filters
are affected by incrustations. Scaling can be assumed after long operation times at fluid
temperatures above 10 °C. The experimental data is complemented by the results of the
calculated models. These models deliver a reliable prognosis which can be proofed by SEM and
EDX results.
SEM images document scaling of ferric oxides and calcium carbonate on plastic surfaces for
coarse porous filter types of PE-HD and PE-HMW. This behavior is based on large pore size and
the presence of metalliferous nanoparticles on the plastic surface. These nanoparticles promotes
adsorption of in water preticipated minerals on the interface of filter and fluid. The increased
flow velocity in the pore spaces prohibits nucleation in the pores themselves.
The fine porous filter types are more sensitive to scaling compared to the coarse porous filter
systems. SEM images show immense nucleation in the small pore spaces
(pore diameter = 20 resp. 40 μm). The extreme nonpolar filter material ultrahigh molecular
weight polyethylene (PE-UHMW) prohibits the growth of crystals on its plastic surface. Hence
scaling is generated directly in the pore spaces and clogging occurs. The clogging results in a
decrease of filter hydraulic conductivity.
According to geotechnical, hydraulical and scaling evaluation all porous PE-HD (especially pore
size = 200 μm) and slotted PVC filter systems are suitable for shallow geothermal well systems
at typical groundwater conditions (T~10 °C). Based on low permeability and high sensitivity
to scaling, the fine porous filter systems can be only utilized for application in minor mineralized
aquifers with low hydraulic conductivity. | English |
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