In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss von Regenwürmern in Kombination mit Bodenheterogenität und anderen Bodenorganismen (Mykorrhiza, phytophage Nematoden) auf Pflanzen und oberirdische Herbivore in mehreren Experimenten im Gewächshaus untersucht. Ziel der Arbeit war es, die Bedeutung von Regenwürmern in Ökosystemen hinsichtlich ihrer Effekte auf Pflanzenwachstum, Konkurrenz zwischen Pflanzen, und pflanzliche Abwehrmechanismen gegen Herbivore zu erforschen. Die untersuchten Pflanzenarten waren ein Gras (Lolium perenne), ein Kraut (Plantago lanceolata) und eine Leguminose (Trifolium repens), die sich unter anderem in ihrer Wurzelmorphologie und Stickstoffaufnahme unterscheiden. Es wurde angenommen, dass Regenwürmer und die räumliche Verteilung von Streu die Pflanzenarten unterschiedlich beeinflussen und die Konkurrenz zwischen den Pflanzen verändern. Die Grasstreu wurde mit dem stabilen Isotop 15N markiert, um den Stofffluss aus der Streu zu den Pflanzen zu verfolgen. Um die Frage zu klären, warum Regenwürmer die Reproduktion von Blattläusen (Myzus persicae) auf P. lanceolata reduzierten, wurden Abwehrstoffe in P. lanceolata untersucht. Da sowohl Regenwürmer als auch andere Bodenorganismen Wachstum und Konkurrenz von Pflanzen beeinflussen, wurden Interaktionen zwischen Regenwürmern und Mykorrhiza bzw. phytophagen Nematoden untersucht. Bodenheterogenität (die räumliche Verteilung von Streu) und Regenwürmer beeinflussten die Pflanzenarten unterschiedlich. Auf Grund der Symbiose mit N-fixierenden Bakterien, war T. repens generell unabhängiger von Bodenfaktoren als L. perenne und P. lanceolata. Das Spross- und Wurzelwachstum von L. perenne und P. lanceolata wurde durch Regenwürmer gefördert, wohingegen das Wachstum von T. repens nicht beeinflusst wurde. Regenwürmer erhöhten die Stickstoffaufnahme bei allen Pflanzenarten. Die konzentrierte Streuverteilung als so genanntes „patch“ förderte vor allem das Wachstum von L. perenne. Wenn die Pflanzen in interspezifischer Konkurrenz wuchsen, führten Regenwürmer zu einem Konkurrenzvorteil von L. perenne gegenüber T. repens, wohingegen die Streuverteilung keinen Einfluss auf das Wachstum und die Konkurrenz der Pflanzen hatte. Regenwürmer reduzierten die Reproduktion von Blattläusen (M. persicae) auf P. lanceolata und beeinflussten Inhaltsstoffe in P. lanceoata, die für die Abwehr gegen Herbivore von Bedeutung sind. In Abhängigkeit von der Streuverteilung, erhöhten Regenwürmer die Konzentration an Stickstoff (N) und Phytosterolen in den Blättern. Die Konzentration an Phytosterolen korrelierte positiv mit der N-Konzentration. Die konzentrierte Streuverteilung („patch“) führte zu einem Anstieg an Aucubin in den Blättern. In einem weiteren Versuch erniedrigten Regenwürmer die Konzentration an Catalpol in den Blättern von P. lanceolata. Die Effekte der Regenwürmer auf pflanzliche Abwehrstoffe und Herbivore hingen von den Bodenbedingungen ab. Es wurde angenommen, dass Regenwürmer die Symbiose zwischen Mykorrhiza und P. lanceolata beeinflussen. Regenwürmer hatten jedoch keinen signifikanten Effekt auf die Symbiose zwischen Mykorrhiza (Glomus intraradices) und P. lanceolata. Regenwürmer förderten das Sprosswachstum, wohingegen G. intraradices das Wurzelwachstum reduzierte. Die mykorrhizierten Pflanzen nahmen mehr Phosphor (P) auf, wohingegen der Gehalt an N in den Blättern der mykorrizierten Pflanzen geringer war als bei den nicht-mykorrhizierten Pflanzen. Regenwürmer und Mykorrhiza zusammen verkürzten die Entwicklungsdauer von M. persicae auf P. lanceolata, möglicherweise durch eine Erhöhung der Nahrungsqualität der Pflanzen für Herbivore. Phytophage Nematoden (Meloidogyne incognita) beeinflussten die N-Aufnahme aller Pflanzen aus der Streu. Der geringe Befall durch M. incognita führte wahrscheinlich zu einer Zunahme an Wurzelexsudaten, die die mikrobielle Zersetzung der Streu förderten. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass Regenwürmer das Pflanzenwachstum, die Konkurrenz zwischen Pflanzen, pflanzliche Abwehrstoffe und oberirdische Herbivore beeinflussen können. Diese Effekte sind jedoch von abiotischen Bodenbedingungen (Streuverteilung, Nährstoffverfügbarkeit) abhängig. | German |