Intensive Ionenstrahlen sind herrvorragend geeignet große Volumina von hoher Energiedichte (HE) in Materie mit sehr homogenen physikalischen Parametern zu erzeugen. Die experimentelle Erforschung von Materie unter extremen Zuständen von Druck, Temperatur und Dichte ist von hohem Interesse in Gebieten der Grundlagenforschung, der Plasmaphysik, der Bestimmung der Zustandsgleichung von Materie (EOS, equation of state), der Astrophysik, der Geophysik, für Trägheitsfusionsanwendungen, sowie zusätzlich für die Auslegung von grundlegenden kernphysikalischen Experimenten. Ein wichtiges Problem in der Erforschung hoher Energiedichte in Materie ist die Untersuchung der physikalischen Prozesse, die beim Abbremsen intensiver hochenergetischer Ionenstrahlen auftreten. Hohe Energiedichte, die durch intensive Ionenstrahlen in ursprünglich Festkörpertargets erzeugt wird, führt zur Erzeugung von makroskopischen Volumina dichter, stark gekoppelter Plasmen. Aufgrund der hydrodynamischen Antwort der geheizten Materie nimmt die spezifische Dichte des Targets auf der Strahlachse ab und folgendermassen wird auch der Energieverlust der Ionen, die das Target durchlaufen, reduziert. Aus diesem Grund kann die Bestimmung des Energieverlustes des Ionenstrahlpulses während der Wechselwirkungszeit wichtige Informationen über physikalische Prozesse in HE Materie liefern. Bei der GSI-Darmstadt werden hochenergetische Ionenstrahlen verwendet, um über Wechselwirkung mit Festkörpertargets HE Zustände in Materie zu erzeugen. Eine neue Diagnostiktechnik für HE Experimente, bei der derselbe intensive Strahl hochenergetischer Schwerionen, welcher das Target heizt, dazu verwendet wird Informationen über den Zustand im Innern der Targetmaterie aufzuzeigen, wird hier vorgestellt. Dies geschieht durch Messung der Energie-Verlust-Dynamik (EVD) des Ionenstrahles, der die Rückseite des Targets verlässt. Ein neuartiges, zeitauflösendes Energieverlust Spektrometer wurde zu diesem Zweck entwickelt. Dieses Spektrometer, Scintillations Bragg-Peak Spektrometer genannt, erlaubt es über einen weiten Bereich Präzisionsmessungen von Ionenstrahlenergiepektren mit ns Zeitauflösung zu messen. Zum ersten mal wurde die Energieverlustdynamik intensiver Schwerionenstrahlen während der Wechselwirkung mit Materie experimentell beobachtet. EVD Messungen intensiver (108-1010 Ionen/Puls) fokussierter Strahlen von 238U, 86Kr, 40Ar und 18O Ionen mit 150--350 MeV/u Anfangsenergie, die mit festen Edelgastargets, wie Neon bzw. Xenonkristallen wechselwirkten, wurden durchgeführt. Eine signifikante Verringerung des Ionenstrahlenergieverlustes während der Wechselwirkungszeit, basierend auf der schnellen hydrodynamischen Antwort des Targetmaterials, wurde beobachtet. Um die experimentell beobachteten physikalischen Phänomene interpretieren zu können, wurden theoretische Berechnungen der Energieverlustdynamik durchgeführt. Ein hoch entwickelter, zweidimensionaler Hydrocode (BIG-2), sowie unterschiedliche EOS Modelle für die Edelgaskristalle, insbesondere SESAME (Los Alamos, USA) und ChTEOS (Chernogolovka, Russland), wurden verwendet. Ein Vergleich der Simulationsergebnisse mit gemessenen EVD Daten hat ergeben, dass SESAME in Parameterbereichen, in denen eine korrekte Beschreibung von Phasenübergängen nötig ist, ungenügent exakt ist. Simulationen, die mit ChTEOS durchgeführt wurden, stimmen mit den gemessenen EVD Daten, insbesondere im Fall von Neonkristallen, besser überein. Wir sind davon überzeugt, dass die entwickelte EVD Diagnostikmethode ein extrem nützliches Werkzeug für HE Experimente darstellt, indem sie experimentelle Daten für die Verifikation von Computer-Hydrodynamik-Codes und den hierbei zugrunde liegenden theoretischen Modellen der Materie zur Verfügung stellt. Die Bestimmung der Energie-Verlust-Dynamik soll als Standarddiagnostikmethode in zukünftigen schwerionenstrahlinduzierten HE Experimenten installiert werden. | German |