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Berichterstattung zu und Prüfung von Compliance-Management-Systemen

Sayar, Sanjar (2022)
Berichterstattung zu und Prüfung von Compliance-Management-Systemen.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00020584
Ph.D. Thesis, Primary publication, Publisher's Version

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Item Type: Ph.D. Thesis
Type of entry: Primary publication
Title: Berichterstattung zu und Prüfung von Compliance-Management-Systemen
Language: German
Referees: Quick, Prof. Dr. Reiner ; Ahsen, Prof. Dr. Anette von
Date: 2022
Place of Publication: Darmstadt
Collation: XVII, 249 Seiten
Date of oral examination: 3 February 2022
DOI: 10.26083/tuprints-00020584
Abstract:

Die zunehmende Internationalisierung von Geschäftstätigkeiten, immer umfangreichere Gesetze und neue Industriestandards, der höhere Wettbewerbsdruck sowie die negativen Auswirkungen von Unternehmensskandalen haben das Verständnis für eine gute Unternehmensführung erweitert. Compliance, d. h. die Einhaltung von Gesetzen oder Vorschriften durch Unternehmensorgane und sämtliche Unternehmensmitglieder, ist ein unabdingbarer Bestandteil für gute, transparente und nachvollziehbare Unternehmensführung. Compliance Management Systeme (CMS) umfassen die systematische Ausgestaltung von Compliance im Unternehmen unabhängig von Größe, Branche und Art der Geschäftstätigkeiten. Das wesentliche Ziel eines CMS ist es, Non-Compliance, d. h. betriebsbezogene und gesetzwidrige Straftaten durch Unternehmensorgane und Unternehmensmitarbeiter, zu verhindern und zu vermindern. CMS sind zum Gegenstand der betriebswirtschaftlichen, rechtlichen sowie gesellschaftlichen Diskussion avanciert. Ein zentraler Diskussionspunkt ist die Standardisierung von CMS, der sich auch in der Berichterstattung zu und Prüfung von CMS widerspiegelt. Das erste Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie Unternehmen über ihr CMS berichten. Hierbei werden die CMS Berichtsabschnitte aus 173 Geschäftsberichten von HDAX Unternehmen für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 untersucht. Eine deskriptive Inhaltsanalyse beleuchtet anhand der Anzahl der identifizierten Compliance Elemente, der Compliance Fokusthemen und Compliance Maßnahmen die Branchenunterschiede und Indexzugehörigkeit. Drei Regressionsanalysen untersuchen mögliche Einflüsse von ausgewählten Unternehmenseigenschaften auf die Anzahl der Elemente, Fokusthemen und Maßnahmen. Die inhaltsanalytische Untersuchung zeigt, dass die Compliance-Maßnahmen am häufigsten im Konzernlagebericht verortet sind. DAX 30 Unternehmen berichten vergleichsweise über mehr CMS Grundelemente als MDAX und TecDAX Unternehmen. Am häufigsten wird über die Compliance Organisation informiert und oft fehlen die Compliance Kultur bzw. die Compliance Kommunikation. Die Branche mit den meisten Unternehmen „Metall & Elektronik“, zu denen BMW, Daimler und VW gehören, berichtet überdurchschnittlich über ihre CMS Elemente. Als Compliance Maßnahmen werden am häufigsten der Verhaltenskodex, die Implementierung von Hinweisgebersystemen und Schulungen genannt. Die wesentlichen Compliance Fokusthemen sind Antikorruption, Wettbewerbsverhalten und Datenschutz. Die Regressionsergebnisse bezüglich der Anzahl der Compliance Elemente bzw. Maßnahmen deuten darauf hin, dass mit steigender Anzahl anderer Unternehmen, die Anteile am berichterstattenden Unternehmen halten, die Zahl der in den CMS-Abschnitten kommunizierten Compliance-Elemente bzw. Maßnahmen zunimmt. Für die Compliance Fokusthemen lässt sich ein positiver Einfluss der an der Bilanzsumme gemessenen Unternehmensgröße und der Anzahl an Geschäftssegmenten feststellen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Darstellungsweise der CMS Berichterstattung der HDAX Unternehmen noch heterogen ist. Zudem untermauern die Ergebnisse die fehlende einheitliche Regulierung der Berichterstattung über bereits eingerichtete CMS und die unterschiedliche Ausgestaltung von CMS bei HDAX Unternehmen. Das zweite Forschungsprojekt ist ein Experiment und untersucht die Reaktion von 148 Finanzanalysen auf den CMS Berichtsabschnitt eines Unternehmens. Der Abschnitt umfasst drei Gestaltungselemente: ein Textabschnitt, eine informationsvermittelnde Abbildung und Unterschriften der Top Manager. Untersucht werden der Einfluss der Gestaltungselemente auf das Vertrauen, die Verständlichkeit und die Nützlichkeit der Informationen, die Aktienkaufwahrscheinlichkeit, die Anlageempfehlungswahrscheinlichkeit sowie die Einschätzung des Kreditrisikos. Dem Textabschnitt liegt die Experimentalbedingung des positiven bzw. negativen Tonfalls zugrunde. Die Abbildung und die Unterschriften besitzen die Ausprägungen vorhanden bzw. nicht vorhanden. Die Ergebnisse zeigen einen positiven Haupteffekt für negativ formulierte CMS-Abschnitte auf die Wahrnehmung und die Entscheidungen der Finanzanalysten. Die beiden Ausnahmen bilden hierbei die Investitionsentscheidung sowie die Verständlichkeit des CMS-Abschnitts. Zudem bewirken die Einbindung der Unterschriften oder die der Abbildung stets eine positivere Wahrnehmung und Entscheidung der Finanzanalysten. Die Interaktionseffekte zeigen, dass ein positiv formulierter CMS-Abschnitt einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung und Entscheidungen von Finanzanalysten ausübt, sofern dieser CMS-Abschnitt die Unterschriften und die Abbildung beinhaltet. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass unterschriebene CMS Berichtsabschnitte mit der Abbildung die Wahrnehmung und die Entscheidungen von Finanzanalysten verbessern. Diese Reaktion tritt jedoch nicht im Falle eines unterschriebenen und negativ formulierten CMS Abschnitts ein. Das dritte Forschungsprojekt ist ebenfalls ein Experiment und untersucht, ob die CMS Prüfung sowie die Art des CMS Prüfers und die Art des CMS-Prüfurteils das Vertrauen, sowie die Wahrscheinlichkeit zu Anlage- und Kreditvergabeempfehlung und zum Anlagekauf von 105 Bankdirektoren beeinflussen. Beim CMS Prüfer wird differenziert zwischen einer Big4 Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und dem TÜV Rheinland und beim Prüfurteil zwischen einer hinreichenden und begrenzen Sicherheit. Die Reaktionen weisen auf einen positiven Zusammenhang zwischen der Durchführung einer CMS-Prüfung und dem Vertrauen der Bankdirektoren sowie deren Entscheidungen zur Kreditvergabe, Aktienkaufempfehlung und persönlichem Aktienkauf hin. Dies verdeutlicht die Relevanz einer CMS-Prüfung im Vergleich zu Unternehmen, die ihr CMS nicht prüfen lassen. Zudem verdeutlichen die Untersuchungsergebnisse, dass im Falle einer CMS-Prüfung die Wahrscheinlichkeit des Kreditvergaberisikos geringer und die Wahrscheinlichkeit des privaten Aktienkaufs am höchsten ist. Zudem zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass die Bankdirektoren eindeutig zwischen einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und dem TÜV Rheinland differenzieren. Bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als CMS-Prüfer weisen die Bankdirektoren dem hypothetischen Unternehmen ein signifikant höheres Vertrauen zu sowie höhere Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich Kreditvergabe, Aktienkaufempfehlung sowie privatem Aktienkauf. Zudem sind Bankdirektoren eher bereit, Kredite zu gewähren und den Aktienkauf zu empfehlen, wenn die Aussagekraft des Prüfurteils hinreichend sicher ist. Allerdings sind die Ergebnisse bezüglich der Aussagekraft des CMS-Prüfurteils weniger deutlich und es bleibt unklar, ob Bankdirektoren einen Unterschied zwischen hinreichender Sicherheit und begrenzter Sicherheit tatsächlich wahrnehmen und wenn ja, ob sich dieser Unterschied auf ihr Vertrauen und ihre Entscheidungen auswirkt.

Alternative Abstract:
Alternative AbstractLanguage

Increasing internationalization of business activities, more extensive laws and new industry standards, higher competitive pressure, and the harmful effects of corporate scandals have broadened our understanding of good corporate governance. Compliance with laws or regulations by corporate bodies and all corporate members is an essential part of reasonable, transparent, and understandable corporate governance. Compliance management systems encompasses a set of processes and measures to protect enterprises from possible violations of regulatory compliance regardless of size, industry, and type of business activities. The main goal is to ensure non-compliance, prevent and reduce company-related and unlawful criminal offenses by company bodies and employees. CMS became the subject of business, legal and social discussion. In this discussion, the standardization of CMS is a main point, which also addresses CMS disclosure and CMS assurance. The first research project studies how companies disclose their CMS. The analysis focuses on the CMS disclosure sections of 173 annual reports from HDAX companies for the 2017 and 2018 financial years. A descriptive content analysis studies the number of identified compliance elements, the identified compliance focus topics and the identified compliance measures in the CMS disclosure according to differences regarding sector and index membership. Three regression analyzes investigate possible influences of selected company characteristics on the number of elements, focus topics, and measures. The group management report contains the most compliance measures. DAX 30 companies’ disclosure comparatively more CMS elements than MDAX companies and TecDAX companies. The companies most often inform about compliance organization and significantly less about compliance-culture and compliance communication. The sector with the most companies, metal & electronic, to which BMW, Daimler, and VW belong, reports above average about its CMS elements. The most common compliance measures mentioned are the code of conduct, the implementation of whistleblowing systems, and compliance training. The primary compliance focus topics are anti-corruption, competitive behavior, and data protection. The regression results show that the increasing number of other companies holding shares in the reporting company positively influences the number of compliance elements and measures. The company's size, measured in terms of the balance sheet total, and the number of business segments positively affect the compliance focus topics. The results indicate that CMS reporting of the HDAX companies is still heterogeneous. In addition, the results underline the lack of standardized regulation of CMS disclosure, i.e. HDAX companies report differently about their CMS. The second research project is an experiment and examines the perception of 148 financial analyzes to a company's CMS disclosure section. The section contains three design elements: text, visual, and top managers' signatures. This research studies the influence of the design elements on financial analysts’ perceptions regarding their trust, understandability and usefulness of the CMS report, the likelihood of buying shares, the likelihood of an investment recommendation, and their assessed credit risk. The text section has the experimental condition positive or negative tone. The visual and the signatures are available or not available. The results show a positive main effect for negatively toned CMS disclosure on the perception and decisions of financial analysts. The two exceptions are the investment decision and the understandability of the CMS disclosure. The interaction effects show that a positively toned CMS disclosure has a positive influence on the financial analyst perception and decisions, provided that this CMS section contains the signatures and the visual. In addition, the results indicate that a signed CMS disclosure with the visual improve the financial analyst perception and decisions. Additionally, signatures or visual result in more positive perception and decision of financial analyst. However, this reaction does not occur in the case of a signed and negatively toned CMS disclosure. The third research project is also an experiment. It examines whether CMS assurance, the type of assurance provider, and the assurance level affect the reliance on the company's CMS, the probability of granting a credit to the company, the possibility of recommending nonprofessional investors to buy shares of the company and the likelihood of personally investing in the company's shares of 105 bank directors. In the case of the assurance provider, there is a differentiation between a Big 4 audit firm and the TÜV-Rheinland. In the case of the assurance level, there is a differentiation between reasonable and limited assurance. The results show that CMS assurance positively influences the reliance of bank directors and their decisions on recommendations to share purchase and the likelihood of personally investing in the company's shares. This result illustrates the relevance of a CMS assurance compared to companies that do not have their CMS assured. In addition, the findings make it clear that in the case of a CMS assurance, the likelihood of granting a credit is lower, and the possibility of personally investing in the company’s share is highest. Furthermore, the findings show that the bank directors differentiate between a Big 4 audit firm and TÜV-Rheinland. For a Big 4 audit firm as a CMS assurance provider, the bank directors rely more on the hypothetical company and there is also a higher possibility of granting a credit, higher likelihood for recommendation of buying shares, and a higher likelihood of buying shares for own purpose. In addition, bank directors are more willing to grant a credit and recommend buying shares when the assurance level is a reasonable assurance. However, the results regarding the assurance level are less clear, and it remains unclear whether bank directors perceive a difference between reasonable assurance and limited assurance and, if so, whether this difference affects their reliance and decisions.

English
Status: Publisher's Version
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-205846
Classification DDC: 300 Social sciences > 330 Economics
Divisions: 01 Department of Law and Economics > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete
01 Department of Law and Economics > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete > Fachgebiet Rechnungswesen, Controlling und Wirtschaftsprüfung
Date Deposited: 21 Feb 2022 13:08
Last Modified: 28 Jul 2022 12:37
URI: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/20584
PPN: 491492707
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