Der zunehmende Einsatz digitaler Technologien hat dazu geführt, dass immer mehr Transaktionen zwischen Konsumenten und Organisationen von einem Offline-Kontext in die digitale Welt verlagert werden. Diese Entwicklungen haben ganze Branchen wie die Musikindustrie, Reiseanbieter, die Hotellerie sowie Finanzdienstleistungen verändert und neue Geschäftsmöglichkeiten geschaffen. Während ein großer Teil der Wertschöpfung auf gewinnorientierte Geschäftsmodelle zurückzuführen ist, wie auch die zunehmende Bewertung großer Plattformbetreiber zeigt (z. B. Airbnb und Uber), wird auch in nicht gewinnorientierten Geschäftsmodellen ein erheblicher Wert freigesetzt, wie zum Beispiel bei nichtkommerziellen Online-Sharing-Economy-Plattformen oder im Bereich E-Government.
Jedoch hat der Online-Bereich Betreiber digitaler Plattformen auch vor neue Herausforderungen gestellt, wie zum Beispiel aufgrund eines erhöhten Wettbewerbs durch zunehmende Transparenz. Da die Hindernisse für Informationszugänge durch das Internet weitestgehend beseitigt wurden, können Website-Besucher bequem und unverbindlich nach Informationen suchen, bevor sie eine rechtlich bindende Transaktion eingehen. Die Konvertierung von Besuchern in tatsächliche Kunden oder Nutzer ist daher nach wie vor eine wichtige Aufgabe, die sowohl von gewinnorientierten als auch von nicht-gewinnorientierten Betreibern digitaler Geschäftsmodelle beherrscht werden muss, um tatsächliche Wertschöpfung sicherzustellen.
Frühere Forschungen im Bereich Informationssysteme (IS) zur Optimierung der Konvertierungsrate in digitalen Geschäftsmodellen konzentrierten sich weitestgehend auf die wahrgenommenen Vorteile sowie der damit verbundenen Kosten bei der Durchführung einer bestimmten Transaktion. Während die Vorteile häufig mit dem Produkt oder der Dienstleistung in Zusammenhang stehen, werden Kosten häufig mit dem mangelnden Vertrauen in die digitale Plattform oder dem Website-Betreiber assoziiert, welches sich aus einem möglichen Missbrauch persönlicher Informationen ergibt. Neben der Kosten-Nutzen-Perspektive haben Website-Design-Funktionen auch gezeigt, dass sie das Nutzerverhalten sowohl in gewinnorientierten als auch in nicht-gewinnorientierten digitalen Geschäftsmodellen beeinflussen. Während die Absicht bestimmter Design-Feature-Elemente wie Banner oder Anzeigen für Benutzer direkt erkennbar ist zielen einige Design-Elemente darauf ab das Kundenverhalten subtil zu beeinflussen, ohne dass Nutzer dies bemerken.
Die Verwendung visueller Benutzeroberflächenelemente zur subtilen Beeinflussung des Nutzerverhaltens in digitalen Entscheidungsumgebungen durch Nutzung psychologischer Effekte wird als Digital Nudging bezeichnet. Digital Nudging zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Steigerung von Konvertierungsraten in digitalen Geschäftsmodellen. Der Einsatz von Digital Nudges beschränkte sich bisher jedoch hauptsächlich auf gewinnorientierte digitale Geschäftsmodellen. Gleichzeitig wurden nicht-digitale Nudges hauptsächlich im nicht-gewinnorientierten Kontext untersucht, insbesondere die Verwendung von Nudges durch internationale Regierungen, da hier auch der Ursprung der Nudging-Theorie liegt.
Um diese Lücke zu schließen, wurden in vorliegender Arbeit drei Studien durchgeführt, indem digitale Nudges sowohl im nicht-gewinnorientierten als auch in gewinnorientierten digitalen Geschäftsmodellen untersucht wurden. Die erste Studie untersucht die Auswirkungen von Prosociality-Nudges auf die Konvertierungsrate einer fiktiven, nicht-gewinnorientierten Online-Sharing-Economy-Plattform. Die Ergebnisse zeigen, dass Prosociality zwar die Wahrscheinlichkeit einer Konvertierung erhöht, übermäßige Prosociality jedoch die Transaktionswahrscheinlichkeit verringern kann. Die zweite Studie zeigt, wie zwei getrennt gestaltete Kommunikationsargumente, einerseits mit Schwerpunkt auf Bequemlichkeit und Effektivität und andererseits auf die Verringerung von Datenschutzbedenken (Prävention), die Konvertierungsrate für die Online-Verifizierung auf einer fiktiven, gewinnorientierten digitalen Carsharing-Plattform erhöhen. Der positive Effekt greift jedoch nur, sofern die Kommunikationsargumente durch Daten gestützt werden. Wenn das Argument mit Daten gestützt wird, ist der Effekt des Präventionsarguments stärker als das Argument zur Bequemlichkeit. Ohne Datengrundlage verringert sich die Konvertierungsrate des Präventionsfokus-Arguments jedoch und liegt unterhalb der Konvertierungsrate ohne eines Kommunikationsargumentes. Die dritte Studie befasst sich mit dem gemeinnützigen E-Government Bereich und nutzt Social Proof und vorausgewählte Default Optionen, um die Akzeptanzrate der elektronischen Identifikation (eID) zu erhöhen. Beide Nudges erhöhen die Akzeptanz von eID. Allerdings sind Default Optionen ein zweischneidiges Schwert, da sie gleichzeitig Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre gegenüber der Regierung schüren, wodurch der Effekt der Default Option auf die Einführung von eID verringert wird. Diese Bedenken können durch das Hinzufügen von Social Proof gemildert werden.
Diese Arbeit trägt zu unserem Verständnis bei, wie Digital Nudges angewendet werden können, um die Konvertierungsrate in gewinnorientierten und nicht-gewinnorientierten digitalen Geschäftsmodellen zu erhöhen. Insbesondere zeigt diese Studie, dass Digital Nudges, die den Effekt psychologischer Stabilitäts- und Wahrnehmungsverzerrungen nutzen, verwendet werden können, um die Konvertierungsrate sowohl in gewinnorientierten als auch in nicht gewinnorientierten digitalen Geschäftsmodellen zu erhöhen. Die erste und dritte Studie trägt zu einem besseren Verständnis bei, wie digitale Akteure die Nutzerkonvertierung in gemeinnützigen Organisationen verbessern können, indem sie Emotional Biases und Status-Quo-Biases nutzen, um die Konvertierungsrate zu steigern. Diese Studien bieten auch Einblicke in die kombinierte Wirkung von Social-Proof-Hinweisen und Default Optionen auf die Konvertierungsrate. Während Default Optionen zur Erhöhung der Konvertierungsrate verwendet werden können, kann es auch zur umgekehrten Wirkung kommen: Default Optionen können Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre schüren, was jedoch durch Social Proof Hinweise gemildert werden kann. Die zweite Studie trägt zu einem besseren Verständnis bei, wie Framing und Verlustaversion genutzt werden können, um die Konvertierungsrate in gewinnorientierten Geschäftsmodellen zu erhöhen. Darüber hinaus hat diese Studie einige Erkenntnisse von Kommunikationsargumenten im Zusammenhang mit Sicherheitssiegeln von Drittanbietern geliefert, um die Wirkung des Nudges weiter zu verbessern. Aus praktischer Sicht können Betreiber digitaler Geschäftsmodelle diese Erkenntnisse nutzen, um ihre Website neu zu gestalten, indem sie Digital Nudges einsetzen, um die Konvertierungsrate zu steigern und damit die Rentabilität zu erhöhen. | German |