Das Aufkommen des Internets und anderer moderner IKT hat in einem „globalen Dorf“ seinen Höhepunkt erreicht, in dem Menschen mit anderen auf der ganzen Welt interagieren können, als ob sie nebenan wohnen würden. Die IKT-gestützte Vernetzung hat Möglichkeiten zur Schaffung neuer Formen des Austauschs eröffnet. Unternehmen wie YouTube, Alibaba oder BlaBlaCar haben erfolgreich eine neuartige Art der Unternehmensstrukturierung - ein Plattformmodell - eingeführt, indem sie die organisatorische Gestaltung weg vom Verkauf von Produkten in Richtung der Förderung des Austauschs zwischen zwei oder mehreren (verwandten) Benutzergruppen verlagert haben (z. B. Content Creator und Publikum bei YouTube, Verkäufer und Käufer von Alibaba, Fahrer und Mitfahrer bei BlaBlaCar). Diese Dissertation konzentriert sich auf zwei Hauptbereiche, die jene Transformation erfahren haben, die durch die ICT-gestützte Vernetzung hervorgerufen wurde - Business und Kommunikation.
Zunächst wird die Sharing Economy als neues wirtschaftliches Paradigma erörtert, welches das traditionelle Eigentumsmodell disruptiv verändert hat, indem durch den Einsatz von Peer-to-Peer-Plattformen der Austausch von Ressourcen erleichtert wurde. Während viele Praktiker davon ausgegangen sind, dass die Sharing Economy bedeutende Chancen für eine nachhaltigere und intelligentere Gesellschaft eröffnen würde, haben einige Experten die potenziell verheerende Zukunft solcher Peer-to-Peer-Deals zur Diskussion gestellt und dabei insbesondere auf die verstärkten Informationsasymmetrien hingewiesen. Frühere Forschungen haben Unsicherheit als eine signifikante Quelle von Informationsasymmetrie untersucht, insbesonders im Onlinehandel (z.B. eBay). In sieben Beiträgen werden Argumente für die einzigartigen Merkmale von geteilten Transaktionen (z.B. fehlende Eigentumsübertragung, Serviceorientierung und intensive Interaktion zwischen den Beteiligten) vorgebracht. Hiermit wird auf die offensichtliche Dringlichkeit einer systematischen und gründlichen Prüfung der Ursachen und Folgen von Unsicherheit in dieser besonderen Domäne reagiert.
Paper A konzeptualisiert die Unsicherheit beim Treffen von Vereinbarungen für geteilte Ressourcennutzung auf der Grundlage der Informationsasymmetrietheorie, und erweitert diese von Anbietern und Ressourcen auf die Zusammenarbeit. Wir konstruieren und validieren ein theoretisches Modell, das das Antezedens, die Natur und die Folgen von Unsicherheit beinhaltet. Aufbauend auf der Tatsache, dass Ambiguität durch Information verringert werden kann, untersucht Paper B die Effektivität und den monetären Wert der Informationshinweise, die üblicherweise von Sharing-Plattformen verwendet werden, anhand eines Discrete Choice Experiments. In Anerkennung der potenziell negativen Auswirkungen von solchen Informationshinweisen in Form von negativen Bewertungen haben Peer-to-Peer-Sharing-Plattformen bereitwillig die „Antwortoption“ angenommen und den Anbietern die Möglichkeit gegeben, den Gegenstand der Kritik zu hinterfragen, abzustreiten oder sich zumindest dafür zu entschuldigen. Auf der Grundlage der Kommunikationstheorie untersucht Paper C die Auswirkungen verschiedener Reaktionsstrategien, sowie die Auswirkungen von negativen Bewertungen auf der Unterkunfts-Sharing-Plattform auf die Glaub- und Vertrauenswürdigkeit des Anbieters. Paper D, als praxisorientierter Artikel, erweitert diese Forschungslinie und hebt die Auswirkungen von negativen Bewertungen auf das Image des Gastgebers und dessen Bereitschaft, ein Zimmer zu vermieten, hervor. Schließlich untersucht Paper E aus Sicht des Anbieters die Auswirkungen verschiedener Selbstdarstellungsstrategien eines Bewerbers auf die Entscheidung des Gastgebers, die Anfrage eines Fremden auf einer Peer-to-Peer-Sharing-Plattform anzunehmen.
Zweitens werden in dieser Arbeit die Implikationen der IKT-gestützten Vernetzung im zwischenmenschlichen Kommunikationskontext diskutiert. Der allgegenwärtige Einsatz von IKT (insbesondere Smartphones) verändert die Art und Weise, wie wir Beziehungen pflegen und aufbauen, uns gegenseitig offenbaren und Informationen austauschen. Die Bindung der Nutzer an ihre Smartphones, welche häufig zur Nutzung sozialen Medien dienen, zeigte nachteilige intra- und interpersonelle Folgen, einschließlich negativer Emotionen wie Neid, Wut, Depression und Konflikte zwischen Gesprächspartnern. Zu diesem Zweck hinterfragen zwei Aufsätze der Dissertation die häufig propagierte Euphorie in Bezug auf die permanente „Verbundenheit“. Konkret wurden das als „Phubbing“ bezeichnete Phänomen der Brüskierung eines Gesprächspartners durch Nutzung des Smartphones in seiner Gegenwart, die Motivationen hinter diesem Verhalten und die Auswirkungen auf die Kommunikationsergebnisse in Bildungs- und Beziehungskontexten untersucht. Paper F konzentriert sich auf das akademische Umfeld und zeigt, wie Unterbrechungen durch IKT zwei wichtige Lernmodalitäten untergraben - visuelle und auditive Aufmerksamkeit. Paper G untersucht die übermäßige Nutzung von Smartphones in einem romantischen Kontext. Wir konstruieren und validieren ein konzeptionelles Modell, das das Ignorieren eines Partners aufgrund des Smartphones als Prädiktor für negative Beziehungsergebnisse postuliert, indem es Gefühle der Eifersucht auslöst.
Implikationen für zukünftige Forschungen und Praktiker werden für jeden Artikel ausführlich diskutiert und im letzten Kapitel zusammengefasst. | German |