Vaterschaft in Zeiten des genetischen Vaterschaftstests. Zum Verhältnis von Vertrauen und empirischem Wissen
Vaterschaft in Zeiten des genetischen Vaterschaftstests. Zum Verhältnis von Vertrauen und empirischem Wissen
Vaterschaft steht meistens in einem Kontext von Vertrauen und Fraglosigkeit: Ein Mann, der Vater wird, lebt in einer Vertrauensbeziehung, in der die gemeinsame Elternschaft nicht in Frage steht. Dies gerät durch die Verfügbarkeit des genetischen Vaterschaftstests aus dem Blick, so dass Vaterschaft scheinbar eine empirisch zu prüfende Tatsache geworden ist. In diesem Sinn wird vielfach die These einer „Biologisierung“ von Vaterschaft formuliert. Diese These lässt sich insofern auch am Recht belegen, als die biologische Abstammung direkt als Verwandtschaft rechtlich bedeutsam werden kann. Allerdings würdigt das Recht durchaus, dass Vertrauen als Grundlage den Vorrang hat – und zwar, indem es das traditionelle Prinzip der Vaterschaftsvermutung beibehält und sich nicht in die Familien einmischt, sondern sich auf die vorgelegte Eheurkunde oder Vaterschaftsanerkennung stützt. Vor dem Hintergrund der Rechtsgeschichte seit 1800 sowie der biologischen und technischen Entwicklung untersucht die vorliegende Arbeit, inwiefern beide Interpretationen – angesprochen durch die Begriffe Biologisierung und Vorrang des Vertrauens – wichtige Aspekte der aktuellen Situation widerspiegeln.
Paternity was very much in discussion in Germany in the context of (secret) genetic paternity testing. This book provides an overview on the history of paternity in civil law in Germany, concluding with the recent discussion until 2010. From a philosophical point of view, the concept of trust allows to understand a basic aspect of paternity that is often overseen when concentrating on testing and knowledge.
