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Das Computerprogramm als Erfahrungsgegenstand

Geisse, Jens (2019)
Das Computerprogramm als Erfahrungsgegenstand.
Technische Universität
Ph.D. Thesis, Primary publication

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Item Type: Ph.D. Thesis
Type of entry: Primary publication
Title: Das Computerprogramm als Erfahrungsgegenstand
Language: German
Referees: Nordmann, Prof. Dr. Alfred ; Loidolt, Prof. Dr. Sophie
Date: 2019
Place of Publication: Darmstadt
Date of oral examination: 26 June 2019
Abstract:

Was ist eigentlich ein Computerprogramm? Technikphilosophische Überlegungen deuten darauf hin, dass unter diesen Begriff sehr unterschiedliche Gegenstände fallen können. Bisherige ontologische Analysen zergliedern aus diesem Grund den Begriff, um beispielsweise zwischen der Semantik eines Programms und greifbaren technischen Artefakten zu unterscheiden. Derartige Analysen bieten eine große Klarheit und Präzision bei der Begriffsverwendung, da die Unterscheidungen der zuvor zergliederten Begriffsanteile in den Vordergrund treten. Gleichzeitig führt dieses Vorgehen jedoch dazu, dass die Zusammenhänge, Verbindungen und wechselseitigen Beeinflussungen der einzelnen Bedeutungen, welche im "Programm"-Begriff gebündelt sind verdeckt werden können. Um diesem Nachteil zu begegnen, wird in dieser Arbeit ein mehrdimensionaler Programmbegriff entwickelt, der eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Bedeutungsebenen des Programmbegriffs vornimmt, gleichzeitig aber deren Zusammenhang herausarbeitet. Dafür werden der Begriffsbestimmung epistemologische Überlegungen vorangestellt, die der Frage nachgehen, wie Computerprogramme überhaupt von Menschen wahrgenommen werden können, wie Programme Gegenstände menschlicher Erfahrung werden. Ausgehend von Immanuel Kants Transzendentalphilosophie und Edmund Husserls Grundlegung der Phänomenologie wird ein Zugang zu dieser Erfahrung von Computerprogrammen entwickelt. Dabei wird herausgearbeitet, dass die Programme auf vier voneinander unterscheidbare Arten als Gegenstand konstituiert werden. Die daraus resultierenden Bedeutungsebenen des vorgestellten Programmbegriffs sind jeweils Programme als räumlich-zeitliche, syntaktische, semantische und eingebettete Gegenstände. Der Zusammenhang zwischen diesen Begriffsdimensionen zeigt sich dabei als Eigenschaft der Wahrnehmung von Programmen: Je nachdem, als was ein Programm konstituiert wird, können die jeweils anderen Begriffbedeutungen von "Programm" appräsentiert, also mitgegeben, sein. Dieser Zusammenhang ist in hohem Maße gesellschaftlich und technisch bedingt. Um diese Bedingtheit zu untersuchen wird dies anschließend als Assoziation im Sinne von Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie untersucht. Der hier entwickelte Programmbegriff eignet sich, um die Bedeutung von Computerprogrammen im Rahmen technikphilosophischer und techniksoziologischer Forschung zu analysieren. Die Anwendbarkeit des mehrdimensionalen Programmbegriffs zur Analyse menschlicher Bezüge zur Computertechnologie wird in der vorliegenden Arbeit an drei Fallbeispielen im Umfeld der Softwareentwicklung aufgezeigt. Im Mittelpunkt dieser Überlegungen stehen die wechselseitigen Verhältnisse von Mensch, Technik und Gesellschaft zueinander. Abschließend zeigt ein Ausblick weitere Bereiche, in denen mithilfe des entwickelten Begriffs aussichtsreiche Untersuchungen durchgeführt werden können.

Alternative Abstract:
Alternative AbstractLanguage

What is a computer program? Considerations in the philosophy of technology indicate that several different objects can fall under this term. Previous ontological analyses break down the term to distinguish, for example, between the semantics of a program and tangible technical artefacts. Such analyses offer clarity and precision in the use of terms, but connections between the different meanings and mutual influences can be concealed. This work proposes a multidimensional concept of computer programs, which differentiates between different types of objects falling under the term, while at the same time working out their connections to each other.To this end, the definition is preceded by epistemological considerations that address the question of how computer programs can be perceived by humans at all - how programs become objects of human experience. Starting from Immanuel Kant's transcendental philosophy and Edmund Husserl's foundation of phenomenology, an approach to this experience of computer programs is developed. This work leads to four distinct ways of constituting computer programs as objects. The resulting meanings of the presented program concept are programs as spatial-temporal, syntactic, semantic and embedded objects. The connections between these meanings are shown to be a property of the perception of programs: With every given constitution of a program as object the other meanings of program can be appresented, i.e. given as well. This connection is to a large extent socially and technically conditioned. The social and technical prerequisites for these connections are examined as an association in the sense of Bruno Latour's actor-network theory. The proposed concept of computer programs is suitable for works in the philosophy and sociology of technology. The applicability of the developed multidemensional concept of computer programs is shown by three case studies in the context of software development. At the centre of these considerations are the mutual relationships between human, technology and society. An outlook shows further areas in which promising investigations can be carried out with the proposed concept.

English
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-88256
Classification DDC: 000 Generalities, computers, information > 004 Computer science
100 Philosophy and psychology > 100 Philosophy
300 Social sciences > 300 Social sciences, sociology, anthropology
Divisions: 02 Department of History and Social Science > Institute of Philosophy
Date Deposited: 02 Aug 2019 07:53
Last Modified: 02 Aug 2019 07:53
URI: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/8825
PPN: 451327500
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