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Zwanzig Jahre Barcelona-Prozess. Eine Analyse der Wirkung von zwei Jahrzehnten europäisch-arabischer Zusammenarbeit auf die Lage im arabischen Raum am Beispiel Algerien, Tunesien und Ägypten

Raih, Nabil (2023)
Zwanzig Jahre Barcelona-Prozess. Eine Analyse der Wirkung von zwei Jahrzehnten europäisch-arabischer Zusammenarbeit auf die Lage im arabischen Raum am Beispiel Algerien, Tunesien und Ägypten.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00023017
Ph.D. Thesis, Primary publication, Publisher's Version

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Item Type: Ph.D. Thesis
Type of entry: Primary publication
Title: Zwanzig Jahre Barcelona-Prozess. Eine Analyse der Wirkung von zwei Jahrzehnten europäisch-arabischer Zusammenarbeit auf die Lage im arabischen Raum am Beispiel Algerien, Tunesien und Ägypten
Language: German
Referees: Knodt, Prof. Dr. Michèle ; Sonnicksen, Prof. Dr. Jared
Date: 2023
Place of Publication: Darmstadt
Collation: 429 Seiten
Date of oral examination: 25 October 2021
DOI: 10.26083/tuprints-00023017
Abstract:

Der Barcelona-Prozess (Euromediterrane Partnerschaft) 1995 war ein ambitioniertes Projekt und hat den Grundstein für eine vielfältige und auf institutioneller Basis beruhende Zusammenarbeit zwischen der EU und südlichen sowie südöstlichen Mittelmeeranrainerstaaten gelegt. Die Kooperation im Rahmen der Euromediterranen Partnerschaft (EMP) umfasst Themenfelder aus den Bereichen Politik, Sicherheit, Wirtschaft und Gesellschaft bzw. Kultur. Neben der Bewältigung von gemeinsamen Herausforderungen in der Mittelmeerregion zielte die EMP insbesondere darauf ab, einen Raum für Frieden, Stabilität und Prosperität rund um das Mittelmeer zu schaffen sowie die Demokratie zu fördern. Die Dissertation befasst sich mit der Wirkung der EMP auf die arabischen Mittelmeerländer und geht der Frage nach, warum die arabischen Staaten im Zuge der EMP unterschiedliche Erfolge aufweisen. Für die Klärung der Forschungsfrage werden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in den drei arabischen Fallbeispielländern Algerien, Tunesien und Ägypten unter die Lupe genommen. Die Analyse im Rahmen der Dissertation basiert auf qualitativen und quantitativen Daten. Die Untersuchungsphase erstreckt sich über die Zeit von 1995 bis 2015 bzw. 2020. Die vergleichende Analyse soll sowohl ein Bild der Entwicklungen in den drei arabischen Fallbeispielländern im Rahmen des Barcelona-Prozesses geben als auch einen Überblick über die Zwischenbilanz der EMP gewähren.

Die Erfolge in den drei Fallbeispielländern fallen nach 20 bzw. 25 Jahren Barcelona-Prozesses unterschiedlich und insgesamt mäßig aus. Dabei scheinen sowohl interne als auch externe Gründe für die abweichenden Ergebnisse verantwortlich zu sein. In Bezug auf die Bewertung der politischen Systeme erfüllt Tunesien seit 2011 viele Teilbereiche der embedded democracy, was man im Umkehrschluss bis 2020 nicht über Algerien und Ägypten sagen kann. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung weisen alle drei Staaten Defizite auf, zumal die Wirtschaftspolitik zentral gesteuert wird, die Wirtschaft wenig diversifiziert ist und die Wertschöpfung der Wirtschaftszweige gering ist. Die Marktliberalisierung ist in Tunesien am fortgeschrittensten. Im Bereich soziale Entwicklung schneidet Tunesien dank einer lebhaften Zivilgesellschaft und trotz bescheidener Ressourcen vergleichsweise besser ab, wobei in allen drei untersuchten Ländern große inter- und intraregionale Disparitäten hinsichtlich der sozialen Entwicklung zu beobachten sind.

Die Erfolge der EMP auf arabischer Ebene in Bezug auf die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung fallen bis 2020 insgesamt durchschnittlich aus und entsprechen nicht den anfangs formulierten Zielen. Die mäßigen Erfolge in den drei untersuchten arabischen Staaten scheinen in Zusammenhang mit noch bestehenden institutionellen, strukturellen und finanziellen Defiziten zu stehen. Dazu kommt eine fehlende accountability und die Dominanz von Patronagesystemen, die eine deutliche Verbesserung der Lage der Menschen in diesen Ländern beeinträchtigt hat. Außerdem scheint es die EU verpasst zu haben, das Instrument der politischen Konditionalität, welches in den Assoziierungsabkommen mit den drei Staaten enthalten ist und der EU die Möglichkeit gibt, Druck auf die politische Führung von Partnerstaaten auszuüben, anzuwenden. Insgesamt scheint die Wirkung der EMP auf die Entwicklungen in den drei untersuchten Staaten mäßig auszufallen.

Alternative Abstract:
Alternative AbstractLanguage

The Barcelona Process (Euro-Mediterranean Partnership) in 1995 was an ambitious project and laid the foundation for a multifaceted and institutionally based cooperation between the EU and southern and south-eastern Mediterranean countries. Cooperation within the framework of the Euro-Mediterranean Partnership (EMP) covers topics in the fields of politics, security, economy and society/culture. In addition to addressing common challenges in the Mediterranean region, the EMP aimed in particular to create an area of peace, stability and prosperity around the Mediterranean and to promote democracy. The dissertation focuses on the impact of the EMP on the Arab Mediterranean countries and explores, why the Arab states showed different levels of success in the course of the EMP. In order to clarify the research question, the political, economic and social developments in the three Arab case study countries Algeria, Tunisia and Egypt are scrutinised. The analysis within the framework of the dissertation is based on qualitative and quantitative data. The comparative analysis is intended to provide a picture of the developments in the three Arab case study countries within the framework of the Barcelona Process as well as an overview of the interim results of the EMP.

After 20 or 25 years of the Barcelona Process, the successes in the three case study countries vary and are moderate overall. Both internal and external reasons seem to be responsible for the divergent results. With regard to the assessment of the political systems, Tunisia has fulfilled many sub-areas of embedded democracy since 2011, which, conversely, cannot be said about Algeria and Egypt until 2020. With regard to economic development, all three states show deficits, especially since economic policy is centrally controlled, the economy is not very diversified and the value added of the economic sectors is low. Market liberalisation is most advanced in Tunisia. In the area of social development, Tunisia performs comparatively better thanks to a vibrant civil society and despite modest resources, although large inter- and intra-regional disparities in terms of social development can be observed in all three countries studied.

The successes of the EMP at the Arab level in terms of political, economic and social development are average overall until 2020 and do not correspond to the goals formulated at the beginning. The moderate successes in the three Arab states studied seem to be related to remaining institutional, structural and financial deficits. In addition, a lack of accountability and the dominance of patronage systems have hampered a significant improvement of the situation of people in these countries. Furthermore, the EU seems to have failed to apply the instrument of political conditionality, which is included in the Association Agreements with the three countries and allows the EU to put pressure on the political leadership of partner states. Overall, the impact of the EMP on developments in the three states studied appears to be moderate.

English
Status: Publisher's Version
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-230178
Classification DDC: 300 Social sciences > 300 Social sciences, sociology, anthropology
300 Social sciences > 320 Political science
300 Social sciences > 330 Economics
Divisions: 02 Department of History and Social Science > Institute of Political Science > Comparative Politics and European Integration
Date Deposited: 04 Jan 2023 13:07
Last Modified: 05 Jan 2023 07:05
URI: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/23017
PPN: 503271993
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