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Effizienz der deutschen Sparkassen in Zeiten von Niedrigzins und Digitaler Transformation

Thiem, Oliver Guido (2022)
Effizienz der deutschen Sparkassen in Zeiten von Niedrigzins und Digitaler Transformation.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00020046
Ph.D. Thesis, Primary publication, Publisher's Version

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Item Type: Ph.D. Thesis
Type of entry: Primary publication
Title: Effizienz der deutschen Sparkassen in Zeiten von Niedrigzins und Digitaler Transformation
Language: German
Referees: Schiereck, Prof. Dr. Dirk ; Krüger, Prof. Dr. Jens
Date: 2022
Place of Publication: Darmstadt
Collation: xx, 471 Seiten
Date of oral examination: 13 December 2021
DOI: 10.26083/tuprints-00020046
Abstract:

Das Umfeld, in dem Sparkassen als regionale Kreditinstitute agieren, wird zunehmend herausfordernder. Der gesamte Finanzsektor befindet sich in einer massiven Transformation und stellt traditionelle Kreditinstitute vor nachhaltige Herausforderungen. Der deutsche Sparkassensektor hat als eine zentrale Säule der deutschen Kreditwirtschaft eine hohe Bedeutung und unterliegt seit Jahrzehnten strukturellen Änderungen. Die Institute lancieren zunehmend zwischen Ertragserosion und Kostendruck. Betriebswirtschaftliche Leistungsfähigkeit und damit auch effizientes Wirtschaften gewinnt an Bedeutung, auch weil diese Dimensionen unabdingbare Voraussetzungen sind, um die Aufgaben aus dem öffentlichen Auftrag, welcher Sparkassen von anderen Bankensektoren abgrenzt und letztlich ihre Daseinsberechtigung im Markt darstellt, wahrnehmen zu können. Diese Dissertation widmet sich der produktionsökonomischen Effizienz der deutschen Sparkassen im Zeitraum 2009–2018. Aufbauend auf einer umfassenden Systematisierung der Forschungsergebnisse der vergangenen ~25 Jahre werden drei Schwerpunktthemen im Rahmen von separaten empirischen Studien auf Basis der nicht-parametrischen Effizienzmessung mittels der Data Envelopment Analysis (DEA) bearbeitet. Studie 1 analysiert die produktionsökonomische Effizienz mittels der Data-Envelopment-Analysis für den Zeitraum 2009–2018 unter Berücksichtigung interner effizienzbeeinflussender Faktoren. Die Ergebnisse belegen, dass die technische Effizienz der Primärinstitute weiter gesunken ist. Hingegen hat sich die Kosteneffizienz im Beobachtungszeitraum im Gegensatz zu bisherigen Effizienzstudien merklich verbessert. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Sparkassen negative Effekte aus der Produktivität durch ein effizienteres Faktorpreis- bzw. Kostenmanagement kompensiert haben. Trotz dieses Umkehrtrends wird aber auch deutlich, dass weiterhin teils erhebliche Ineffizienzen im Sektor vorhanden sind und die Divergenz zwischen effizienten und weniger effizienten Sparkassen zunimmt. Studie 2 analysiert den Einfluss von externen Umfeldfaktoren auf die Effizienz unter Berücksichtigung von Betriebsgrößeneffekten. Der Einfluss von Umfeldfaktoren auf die Effizienz von regionalen Kreditinstituten wie Sparkassen und Kreditgenossenschaften hat in den vergangenen Jahrzehnten in der Forschung eine hohe Aufmerksamkeit erfahren. Wirkungszusammenhänge wurden primär mittels traditioneller Clusteranalysen bzw. ein- und zweistufiger OLS- oder Tobit-Regressionsmodelle analysiert. Die Geeignetheit dieser Methoden bei nicht-parametrischen Effizienzstudien wird trotz ihrer hohen Dominanz in der Wissenschaft sehr kontrovers diskutiert. So bestehen methodische Probleme, die zu fehlgeleiteten Aussagen führen können. Zentrales Element der Schätzstrategie ist ein zweistufiger Algorithmus mit doppeltem, sequenziellem Bootstrapping unter Anwendung eines trunkierten Regressionsmodells. Die empirischen Schätzergebnisse belegen die Relevanz der Bevölkerungsdichte und des Wettbewerbs für die Effizienz. Es konnte der in der Wissenschaft dokumentierte positive Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte und der Kosteneffizienz nachgewiesen werden. Die Ergebnisse belegen die Gültigkeit einer Stadt-Land-Dichotomie unabhängig von der Betriebsgröße. Eine neue Erkenntnis ist, dass zwischen Wettbewerbsintensität und technischer Effizienz bzw. Kosteneffizienz ein negativer Zusammenhang besteht, was auf die Gültigkeit der Effizienz-Struktur-Hypothese hindeutet. Insgesamt dokumentieren die Analysen jedoch nur schwache Wirkungszusammenhänge zwischen den Umfeldfaktoren und der Effizienz. Die in der Wissenschaft bisher intensive Diskussion zur Notwendigkeit der Berücksichtigung von externen Umfeldfaktoren bei Effizienzstudien im Regionalbankensektor kann auf Basis der Ergebnisse dieser Arbeit nur sehr eingeschränkt geteilt werden. Studie 3 untersucht Fusionsdeterminanten und Fusionserfolg für den Zeitraum 2009–2018 auf Basis der produktionsökonomischen Effizienz. In dem für diese Arbeit relevanten Untersuchungszeitraum hat sich die Anzahl der deutschen Sparkassen von 431 Instituten in 2009 auf 386 Sparkassen in 2018 reduziert. Im Rahmen einer ex-ante Analyse wird mittels multinomialer logistischer Regressionsmodelle der Einfluss der Effizienz auf Basis der Modellspezifikation des Wertschöpfungsansatzes sowie weiterer interner Faktoren und externer Umfeldfaktoren untersucht. Die Analysen dokumentieren für die produktionsökonomische Effizienz keine signifikanten Wirkungszusammenhänge. Relevante Determinanten sind die Betriebsgröße, die Cost-Income-Ratio (CIR) und die Fusionserfahrung. Der ex-post Fusionserfolg wird auf Basis einer dynamischen Panelregression analysiert. Bemerkenswert sind die Ergebnisse bei der Kosteneffizienz: Es zeigen sich für die drei Nachfusionsjahre positive Fusionseffekte, wobei erst im dritten Jahr das Schätzmodell einen signifikanten Wirkungszusammenhang liefert. Die Ergebnisse belegen, dass Fusions-SK im Vergleich zu Nicht-Fusions-SK in den ersten drei Nachfusionsjahren erfolgreich ihre Faktorpreise managen und Ineffizienzen beseitigen konnten.

Alternative Abstract:
Alternative AbstractLanguage

The environment in which savings banks operate as regional credit institutions is becoming increasingly challenging. The entire financial sector is in the midst of a massive transformation and poses long-term challenges for traditional banks. A key pillar of the German banking industry, the German savings bank sector is of great importance and has been undergoing structural changes for decades. Banks are increasingly struggling between profit erosion and cost pressure. Business performance, and thus also efficient management, is gaining in importance, also because these dimensions are indispensable prerequisites for being able to perform the duties arising from the public contract, which differentiates savings banks from other banking sectors and ultimately constitutes their reason for existing in the market. This dissertation addresses the production-economic efficiency of German savings banks in the period 2009–2018. Building on a comprehensive systematization of the research findings of the past ~25 years, three key topics will be dealt with in separate empirical studies based on nonparametric efficiency measurement using data envelopment analysis (DEA). Study 1 analyzes production-economic efficiency using data envelopment analysis for the period 2009–2018, taking internal efficiency-influencing factors into account. The results prove that the technical efficiency of primary banks has further declined. Cost efficiency, however, improved markedly in the period under review, in contrast to previous efficiency studies. It can be concluded from these results that savings banks have compensated for the negative effects from productivity through more efficient management of factor prices and costs. However, despite this trend reversal, it is also clear that there remain some – in some cases considerable – inefficiencies in the sector, and the divergence between efficient and less efficient savings banks is growing. Study 2 analyzes the influence of external environmental factors on efficiency, taking scale effects into account. The influence of environmental factors on the efficiency of regional banks, such as savings banks and credit unions, has received a great deal of research attention in recent decades. Interdependencies were analyzed primarily through traditional cluster analyses or one- and two-stage OLS or tobit regression models. Despite their strong dominance in scientific research, the suitability of these methods for nonparametric efficiency studies is the subject of much controversy. There are some methodological problems that can lead to misguided statements. The core element of the estimation strategy is a two-stage algorithm with double sequential bootstrapping using a truncated regression model. The empirical estimation results substantiate the relevance of population density and competition to efficiency. The positive correlation between population density and cost efficiency documented in the scientific literature was verified. The results substantiate the validity of an urban-rural dichotomy independent of the size of operations. One new finding is that there is a negative correlation between competitive intensity and technical or cost efficiency, which suggests that the efficiency structure hypothesis is valid. Overall, however, the analyses document only weak interdependencies between environmental factors and efficiency. Based on the findings of this paper, the extensive discussion in science to date on the need to account for external environmental factors in efficiency studies in the regional banking sector can be shared only to a very limited extent. Study 3 investigates the determinants and success of mergers for the period 2009–2018 based on production-economic efficiency. In the observation period relevant to this paper, the number of German savings banks decreased from 431 institutes in 2009 to 386 in 2018. In an ex-ante analysis, multinomial logistical regression models are used to analyze the influence of efficiency based on the model specification of the value-added approach and additional internal factors and external environmental factors. These analyses show no significant causal relationships for production-economic efficiency. The relevant determinants are size of operations, cost to income ratio (CIR) and merger experience. Ex-post merger success is analyzed based on a dynamic panel regression. The findings for cost efficiency are notable: positive merger effects are seen for the three years post merger, but the estimation model yields a significant causal relationship only in the third year. The results prove that merger savings banks successfully managed their factor prices and eliminated inefficiencies compared with non-merger savings banks in the first three years following the merger.

English
Status: Publisher's Version
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-200463
Classification DDC: 300 Social sciences > 330 Economics
Divisions: 01 Department of Law and Economics > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete > Corporate finance
Date Deposited: 04 Jan 2022 14:14
Last Modified: 04 Jan 2022 14:15
URI: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/20046
PPN: 49050938X
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